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Der Personalmanager : »Auslandseinsätze sind prägend in der Karriere«

20.08.2018
2023-08-30T12:34:34.7200Z
2 Min

Ohne Kommunikation mit Fingerspitzengefühl läuft in der "Eins" von Oberst Hartmuth Nell gar nichts: Die "Eins" ist die Personalabteilung im Einsatzführungskommando in Potsdam, die Nell leitet. Von hier aus muss er den Überblick über die personelle Einsatzbereitschaft in allen Kontingenten von Heer, Luftwaffe und Marine haben. Aber auch die Verantwortung für das Personal im Kommando, etwa 1000 Soldaten, gehört dazu.

Als er 1981 in der Osteifel sein Abitur ablegte, sprach nicht gerade viel für eine Bundeswehr-Karriere: Aus einem liberalen Elternhaus stammend hatte der Vater nicht gedient. Nell wuchs in der 1968er-Zeit auf: "Ein Großteil meines Jahrgangs ging eher zu Friedensdemonstrationen", erinnert er sich. Trotzdem wollte er immer Offizier werden: "In der Schule hatte ich mich viel mit dem NS-Unrechtsregime beschäftigt und fand, dass die Bundesrepublik es verdient, sich für sie einzusetzen." Nach Grundausbildung und Offizierslehrgang studierte er bei der Bundeswehr Pädagogik. Das hilft ihm noch heute bei seinen Aufgaben: "Personalwesen bedeutet, dass man immer bei jedem Einzelnen schauen muss, was man machen kann." Dafür benötigt es gute Kommunikation - ob als Kompaniechef in den Niederlanden, während konzeptioneller Phasen im Verteidigungsministerium oder als Kommandeur an einem Nato-Stützpunkt. Immer dabei war die Familie. "Neun oder zehn Umzüge haben meine Frau und die zwei Kinder mitgemacht", sagt Nell "aber sie ziehen auch gerne um."

Versetzen, beurteilen, belobigen, tadeln, Beschwerden bearbeiten - das alles gehört zu seinem Alltag. Auch im Auslandseinsatz: "2007, während meines ersten Einsatzes in Afghanistan, hatte ich als dienstältester deutscher Offizier die Disziplinarbefugnis im Internationalen Stab. Da hab ich zum ersten Mal richtig Einsatzluft gerochen", erinnert er sich. "Die Auslandseinsätze sind schon die prägenden Momente in der Karriere." Besonders sein Einsatz für die UN im Süd-Sudan: "Ich musste 200 Stabsoffiziere koordinieren, die aus 50 verschiedenen Ländern kamen. Das war eine echte Herausforderung." Danach ging es für den 56-Jährigen nach Potsdam - dieses Mal ohne die Familie. Die besucht er am Wochenende im gemeinsamen Haus bei Bonn.

Für Dienstaufsichtsreisen muss er weiter regelmäßig in die Einsatzgebiete. Das ist oft Routine, wenn Vakanzen überwacht, die Personalverlegung organisiert oder die Betreuungssituation evaluiert werden muss. Auf manche Situationen könne man aber nicht vorbereitet sein. Etwa wenn gute Freunde beerdigt werden oder eine Todesnachricht an die Familie überbracht werden muss: "Als Personalchef muss man damit umgehen können", sagt er, "trotzdem gibt es Situationen, die schlaflose Nächte bereiten."