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EDITORIAL : Das Ziel ist fern

04.02.2019
2023-08-30T12:36:15.7200Z
2 Min

Die Energiegewinnung mit heimischer Braunkohle geht zu Ende. In weniger als 20 Jahren soll damit Schluss sein. Ein Kompromiss, fürwahr. Aber einer, mit dem es sich leben lässt. Das geben selbst viele derer zu, die sich einen schnelleren Ausstieg gewünscht hätten. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass es nicht einfach ist, im Vorübergehen einen ganzen Industriezweig abzuschalten und gleichzeitig eine reibungslose Energieversorgung zu garantieren. Also: Auftrag erledigt, Umwelt gerettet?

Mitnichten. Denn in den kommenden Jahren stehen viele Aufgaben an, die politisch zu bewältigen sind. Die Zukunft für die rund 20.000 Arbeitskräfte, die in den deutschen Braunkohle-Revieren tätig sind, wird zwar immer wieder medienwirksam problematisiert. Diese Frage dürfte aber vergleichsweise leicht zu lösen sein. Zum einen, weil die Arbeitsplätze sukzessive und damit sozialverträglich abgebaut werden können. Zum anderen, weil in diesem Bereich überwiegend gut qualifizierte Facharbeiter beschäftigt werden, die auf dem derzeit florierenden Arbeitsmarkt leicht zu vermitteln sind. Überdies haben die vier betroffenen Bundesländer beim Bund finanzielle Strukturhilfen locker gemacht, sie sich sehen lassen können.

Schwieriger dürfte es werden, jetzt das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass es auch ohne Braunkohle noch genügend umweltpolitische Baustellen im Land gibt. Allen voran ist da der Verkehr zu nennen. Unsere Städte ersticken am Individual-, auf den Autobahnen steht der Fernverkehr im Stau. Gleichzeitig geht es mit der Vermarktung umweltfreundlicher Motoren nicht recht voran. Und seit Jahren sind viele öffentliche Verkehrsbetriebe in Bund und Region augenscheinlich überfordert, genervten Autofahrern endlich akzeptable Alternativen zu bieten. Stattdessen debattiert die Nation einmal mehr über ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Als gäbe es keine wirklichen Probleme.

Auch in der Energiepolitik sind viele Fragen offen. Wie lassen sich die Leitungsnetze und Speicherplätze für regenerative Technologien schnell und effektiv ausbauen? Welche Rolle sollen Heizstoffe wie Öl oder Gas in Zukunft spielen? Was ist zu tun, um Nachbarländer ebenfalls von einer umweltverträglicheren Energieproduktion zu überzeugen?

Das Ende der Braunkohleverstromung ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu nachhaltigem Klimaschutz. Das Ziel freilich ist noch fern.