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Aufgekehrt : Für immer und mich

06.07.2020
2023-08-30T12:38:19.7200Z
1 Min

Lebenslänglich für Wladimir Putin (67): Das fordern Fans und Kritiker des russischen Präsidenten schon lange, freilich in unterschiedlichen Gebäuden. Nun hat der unscheinbare KGB-Mann, der in dem etwas unübersichtlichen Großreich bereits seit 1999 in wechselnden Spitzenpositionen Großtaten vollbringt, seinen Lebenstraum verwirklicht: Die Verfassung orientiert sich endlich ganz am Staatsoberhaupt und nicht andersherum. Der Reserveoffizier mit dem beim Fischzug gestählten Oberkörper darf im Amt bleiben, bis Moos über die Sache wächst.

Lange Amtszeiten sorgen bekanntlich für Kontinuität, Experimente gelten nicht erst seit Konrad Adenauer (CDU) als fragwürdige Interpretation pseudodemokratischer Gepflogenheiten. Man muss dem im kommunistischen Ostdeutschland geschulten Geheimdienstler Putin lassen, dass er die Regeln westlicher Demokratien immerhin insoweit verinnerlicht hat, dass er formal noch abstimmen lässt. So trottet also der russische Bär gutwillig an die Urne, brüllt betulich und zieht sich dann ergeben wieder in seine Höhle zurück.

Das russische Experiment wird an anderer Stelle aufmerksam verfolgt, wo Potentaten ebenfalls ständig historische Erfolge feiern und sich für immer im Amt wähnen. Wie könnten die USA unbeschadet durch die Coronaklippen manövrieren ohne ihr geistiges Oberhaupt, der ein erfolgversprechendes Medikament schon am Geschmack erkennt? Was wäre Brasilien ohne einen Visionär, der die Unkrautzone des Amazonas endlich in eine vorzeigbare Rabatte verwandelt? Präsidenten haben das Zeug dazu, diese Welt nachhaltig zu verändern, man muss sie nur lange genug gewähren lassen. Claus Peter Kosfeld