Aufgekehrt : Der Haussegen hängt schief

Der Lack ist ab. Kein Wunder, nach zwölf Jahren ist in vielen Ehen die Luft längst raus. Da reicht ein Blick auf die Scheidungsraten. Leidenschaft zeigt sich nur noch im Streit, im Schlafzimmer läuft nur noch wenig oder nur das eheliche Pflichtprogramm. Und zwischen den jüngsten Familienmitgliedern gibt es auch ständig Zoff. Die Stimmung steht auf Abschied.

Nun sind Koalitionen ja bekanntermaßen keine Liebesheiraten, sondern Vernunft-Ehen auf Zeit. Aber selbst für die Vernunft scheint die Zeit abgelaufen zu sein. Dafür blüht der Rosenkrieg an allen Ecken. Ach, was waren es noch für glückliche Zeiten, als Mutti und Sigmar im Roten-Jacken-Partnerlook das Weltklima in Grönland und Eisbärenbabys vor dem Ertrinken retteten. Welch Hochzeit, als Mutti und Peer Hand in Hand die Ersparnisse auf der Bank retteten. Welch Honeymoon, als Mutti und Frank-Walter romantisch durch die Hauptstädte Europas tingelten. Selbst auf dem Bazooka-Schießstand schienen Mutti und Olaf noch ein harmonisches und gut eingespieltes Paar.

Und jetzt? Nur ein paar Wochen müssten sie den Haussegen bewahren, bevor sie sich neue Partner suchen dürfen. Doch selbst diese Schamfrist will das zerrüttete Paar nicht mehr einhalten, kann sich nicht einmal mehr darüber einigen, den Kindern ihre Rechte im Grundgesetz zu verbriefen oder dem Land ein Gute-Demokratie-Gesetz zu schreiben. Statt dessen zoffen sich die Zöglinge Jens und Hubertus recht unflätig auf dem Maskenball. Oder wie drückte es die ungestüme Andrea, die schon vor Jahren das Haus verließ, mal so unschön aus? "Ab morgen kriegen sie in die Fresse."