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Vor 60 Jahren... : »Niemand hat die Absicht...«

14.06.2021
2023-08-30T12:39:38.7200Z
2 Min

15.6.1961: Ulbrichts Mauerlüge. Ob das SED-Regime plane, eine Mauer zwischen Ost- und West-Berlin zu bauen, wurde Walter Ulbricht nie gefragt. Dennoch kam es am 15. Juni 1961 zur wohl bekanntesten Äußerung des DDR-Staatsratsvorsitzenden: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten", erklärte er bei einer Pressekonferenz vor 500 Journalisten im "Haus der Ministerien".

Zuvor hatte Annamarie Doherr, Korrespondentin der "Frankfurter Rundschau" für Berlin, Ulbricht gefragt, ob eine Staatsgrenze am Brandenburger Tor errichtet wird. Der DDR-Führung war die offene Grenze zwischen dem West- und Ostteil der Stadt ein Dorn im Auge: Jeden Monat flohen Tausende nach West-Berlin, außerdem arbeiteten 50.000 Ost-Berliner im Westen und konnten sich mit der dort verdienten D-Mark in der DDR ein besseres Leben leisten als die meisten ihrer Mitbürger.

Während die Sowjetunion den Abzug der Westalliierten aus Berlin zum Ziel hatte, wollte die Deutsche Demokratische Republik die Grenze schließen. Nach einer "Mauer" fragte Journalistin Doherr aber nicht, diese brachte Ulbricht selbst ins Spiel: Er sprach von "Menschen in Westdeutschland", die wünschten, "dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten". Ihm sei "nicht bekannt, dass solche Absicht besteht", die Arbeiter würden für den Wohnungsbau eingesetzt. Anschließend folgte der berühmte Satz. Was ihn dazu bewog, ist bis heute unklar. Zwei Monate später war die Mauer jedenfalls gebaut und trennte

28 Jahre lang Ost und West. Ulbrichts Worte haben die Mauer überlebt: Der Satzbeginn "Niemand hat die Absicht..." ist längst ein geflügeltes Wort. Benjamin Stahl