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BILDUNG : Ein Hashtag und viel Kritik an der Ministerin

Opposition kritisiert Befristungen an Hochschulen und das Wissenschaftszeitvertragsgesetz

28.06.2021
2023-08-30T12:39:38.7200Z
2 Min

Seit Jahren schwelt die Debatte um prekäre Arbeitsbedingungen an Hochschulen. Mit dem 2016 novellierten Wissenschaftszeitvertragsgesetz wollte die Bundesregierung Nachwuchswissenschaftler vor solchen besser schützen. Doch ohne Erfolg, kritisierte die Opposition, die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) in einer Aktuellen Stunde am vergangenen Donnerstag Versagen vorwarf.

Tausende Wissenschaftler arbeiteten seit Jahren zu "miserablen Bedingungen", kritisierte Nicole Gohlke (Linke). Ihre Verträge seien dauerbefristet, nicht selten auf Laufzeiten von unter einem Jahr. Viele Nachwuchswissenschaftler arbeiteten sogar auf Viertelstellen, von denen sich nicht einmal die Miete zahlen lasse. Kein Wunder, dass sich der Frust der Betroffenen nun in Protesten entlade, sagte Gohlke

Der Auslöser für die Empörung: Ein Video, das das Bildungsministerium 2018 bereits veröffentlicht hatte. Befristete Verträge würden dort als innovationsfördernd "schöngeredet", schimpfte Gohlke. Für Nachwuchswissenschaftler klinge das wie "Hohn", hielt sie Karliczek vor. Unter dem Hashtag "#IchBinHanna" schreibe der wissenschaftliche Nachwuchs von Zukunftsängsten, Leistungsdruck und unmöglicher Lebensplanung.

Die Ministerin hielt dagegen, dass das Wissenschaftszeitvertragsgesetz doch genau darauf abziele, Dauerbefristungen zu verhindern. Es begrenze die Zeit, in der junge Wissenschaftler sich auf befristeten Stellen qualifizieren könnten. "Wären die Stellen nicht befristet, bekämen deutlich weniger Menschen dazu die Chance." In der Wissenschaft sei eine gewisse Rotation gewünscht. Dass dies zu "schwierigen persönlichen Situationen" führen könne, sei leider wahr, räumte Karliczek ein.

Astrid Mannes (CDU) verwies auf die Exzellenzstrategie und den Zukunftsvertrag Studium und Lehre, den der Bund gemeinsam mit den Ländern verstetigt habe. "Zwei Milliarden Euro gibt der Bund jedes Jahr, damit die Länder und Hochschulen mehr Dauerstellen einrichten können."

Götz Frömming (AfD) sieht zwar auch die Gefahr der "Ausbeutung" von Doktoranden durch Professoren. Doch dem könne man durch ein Bundesgesetz keinen Riegel vorschieben. Die hohe Zahl der Befristungen gehe auf "falsche politische Weichenstellungen" zurück, welche die Universitäten zu "Massenbetrieben" gemacht hätten.

Dank an die Linksfraktion für die beantragte Debatte äußerte Wiebke Esdar (SPD) und warb für ein Positionspapier ihrer Fraktion. Demnach soll die Laufzeit von Promotionsverträgen verbindlich auf mindestens drei Jahre festgelegt werden. Wer danach weiter in der Wissenschaft arbeiten wolle, solle spätestens nach einem Jahr eine Dauerstelle bekommen oder eine klare Karriereperspektive für eine Professur, führte sie aus.

Die Bedeutung guter Arbeitsbedingungen für den Erfolg hob Thomas Sattelberger (FDP) hervor: Exzellente Wissenschaft lebe von "Begabung, Können und Motivation", aber Doktoranden arbeiteten meist in einem "außerordentlichen Abhängigkeitsverhältnis" zu Doktorvater oder -mutter. "Wenn wir Spitzenforscher wollen, müssen wir ihnen eine planbare Lebenssituation bieten", verlangte der Liberale. Hierfür habe die Regierung viel zu wenig getan.

Diese Auffassung vertrat auch Kai Gehring (Grüne). Statt Schadensbegrenzung nach einem "Twitter-Gewitter" zu betreiben, solle die Bildungsministerin lieber Kettenbefristungen bekämpfen.