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Ortstermin: Jugendbegegnung : Von der Vergangenheit lernen

28.06.2021
2023-08-30T12:39:38.7200Z
2 Min

"Erinnerung, so viel ist sicher, lebt nur fort, wenn nachfolgende Generationen sie pflegen" - mit diesen Worten begrüßte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) die Teilnehmer der diesjährigen Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages. Man sei sehr froh, diese Begegnung, die normalerweise rund um den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus stattfinde, coronakonform nachholen zu können. Anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls auf die Sowjetunion befassten sich 30 Jugendliche im Alter zwischen 18 und 25 Jahren mit dem Themenkomplex "Nationalsozialistische Verbrechen und Besatzungsherrschaft im Zweiten Weltkrieg".

Vier Tage lang lernten die Teilnehmer mit- und voneinander, setzten sich in Arbeitsgruppen intensiv mit der Materie auseinander, machten Exkursionen und führten Fachgespräche. "Es ist schön zu sehen, wie viele andere junge Menschen sich ebenfalls in Gedenkstätten und für Erinnerungskultur engagieren", erklärt die frischgebackene Abiturientin Hannah (19), die an ihrer Schule regelmäßig Exkursionen und Podiumsdiskussionen über die Zeit des Nationalsozialismus organisiert hat.

Höhepunkt der diesjährigen Jugendbegegnung ist ein Podiumsgespräch zur deutschen Erinnerungspolitik mit Wolfgang Schäuble und Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum. Im Fokus der Diskussion steht dabei die vom Bundestag beschlossene, neue Dokumentations-, Bildungs- und Erinnerungsstätte zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft. Eine solche Einrichtung sei eine Chance, auch bisher weniger bedachte Opfergruppen und Verbrechen in den Fokus zu nehmen, antwortet Raphael Gross auf die Frage, weshalb Massenerschießungen und verbrannte Dörfer in Osteuropa bisher kaum Platz im öffentlichen Gedenken finden. Da er mit seinen Kollegen aktuell an einem Realisationskonzept für die Informationsstätte arbeitet, kann er den Jugendlichen aus erster Hand Einblicke in die Planung geben: Ausgehend von den Motiven der Täter und den Verbrechen der nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft von 1939 bis 1945 soll das Informationszentrum auch der Frage nachgehen, wie nach Ende des Krieges auf rechtlicher, moralischer und erinnerungspolitischer Ebene mit dem Geschehenen umgegangen wurde. Knapp 90 Minuten geht das Gespräch. "Mich hat positiv überrascht, wie frei und offen der Austausch war. Es gab kein Tabu und so konnten wir viele, auch kritische Themen ansprechen", zieht Hannah ein kurzes Resümee bevor sie schon zum nächsten Programmpunkt eilt.