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Ortstermin: Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und… : Gleichstellung im Schneckentempo

09.08.2021
2023-08-30T12:39:40.7200Z
2 Min

Langsam geht es mit der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in Deutschland voran. Zu langsam, findet Antonia Milbert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung (BBSR) in Bonn: "Wenn wir bei dieser Geschwindigkeit bleiben, wird es noch Jahrzehnte dauern, bis eine absolute Gleichstellung erreicht ist", sagt sie. Seit 2007 beschäftigt sich die Referentin für Stadt-, Umwelt-, und Raumbeobachtung mit dem Thema Gender und gestaltet zusammen mit einer Kollegin den Gender-Index des BBSR. Alle zwei Jahre wertet das Team die 401 deutschen Stadt- und Landkreise in den sechs Kategorien Arbeit, Wissen, Einkommen, Zeitverwendung, Einflussnahme und Gesundheit aus. Eine interaktive Karte auf der Website des BBSR informiert über die Ergebnisse. So kann sich jeder selbst ein Bild über den Zustand der Gleichstellung in der eigenen Region machen. Die notwendigen Informationen für den Index kommen zum größten Teil von den Statistischen Ämtern. "Durch den Gender-Index können wir nicht nur die ganzen Informationen verständlich aufbereiten und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, sondern auch langfristige Entwicklungen wie beispielsweise im Stadt/Land-Vergleich beobachten", erklärt Milbert. Tatsächlich sei die Gleichstellung auf dem Land insgesamt immer noch etwas schlechter als in der Stadt. Das führe dazu, dass besonders in der Gruppe der 20- bis 40-Jährigen weniger Frauen als Männer auf dem Land lebten. Schlechtere Berufsaussichten und die eher traditionellen Vorstellungen seien zwei Beweggründe für viele Frauen, vom Land in die Stadt zu ziehen.

Was muss sich ändern? "Mit Blick auf die Kategorie Arbeit müssen bestimmte Grenzen auf dem Arbeitsmarkt aufgeweicht werden", meint Milbert. Vor allem in Regionen, die vom produzierenden Gewerbe geprägt sind, gäbe es viele männerdominierte Berufe. Mehr junge Frauen dazu zu motivieren, in diese Branchen einzusteigen, sei ein schwieriger, aber wichtiger Schritt. Kleinräumige Lösungen wie Co-Working-Spaces für ortsunabhängiges Arbeiten hält sie ebenfalls für eine Möglichkeit, um ländliche Räume für Frauen wieder attraktiver zu gestalten. Ohne höhere weibliche Partizipation in politischen Ämtern sei eine Beschleunigung des aktuellen Gleichstellungstempos laut Milbert schwierig zu erreichen, "denn in den Parlamenten, wo überwiegend Männer sitzen, entscheiden Männer auch für männliche Belange". Da es meist eine Weile dauere, bis die Daten eines Jahres vollständig beim BBSR eingetroffen sind, wird erst 2022/23 deutlich werden, ob die Gleichstellung im Jahr 2021 an Fahrt aufnehmen konnte. Denise Schwarz