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Vor 60 Jahren... : Sprung über Stacheldraht

09.08.2021
2023-08-30T12:39:40.7200Z
1 Min

15.8.1961: DDR-Grenzpolizist flieht in den Westen. Es ist der vielleicht berühmteste Sprung der Geschichte, festgehalten in einem Foto, das zum Symbolbild für die Teilung der Welt in Ost und West wurde. Am Nachmittag des 15. August 1961 schob der damals 19-jährige DDR-Grenzpolizist Conrad Schumann Dienst in der Bernauer Straße, wo Berlin in zwei Teile geteilt war - noch durch Stacheldraht, bald jedoch durch eine Mauer. Spontan entschied Schumann sich zur Flucht, gab Fotografen, die auf der West-Seite standen, ein Zeichen, sprang über den Stacheldrahtverhau und verschwand im Kofferraum eines wartenden Polizeiautos. Seine Wut auf das DDR-Regime hatte eine Szene ausgelöst, die er als Grenzpolizist beobachtet hatte: ein kleines Mädchen, das an seiner Rückkehr nach Westberlin gehindert wurde, nachdem es die Großmutter in Ost-Berlin besucht hatte.

Schumanns Sprung hat Peter Leibing festgehalten. Dass er im richtigen Moment den Auslöser betätigt hat, soll daran gelegen haben, dass der Fotograf ein Spezialist für Aufnahmen aus dem Pferdesport war. Dort galt es, auf den Auslöser zu drücken, bevor Jockey und Pferd den höchsten Punkt erreichen. Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR versuchte zunächst, die Flucht als Entführung darzustellen - eine Geschichte, die nicht lange haltbar war. Schumann begann in Bayern ein neues Leben. Nach dem Mauerfall besuchte er seinen alten Posten an der Bernauer Straße. "Als ich das sah, musste ich weinen", sagte er. 1998 nahm er sich wegen persönlicher Gründe das Leben.