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Bundeswehr in Mali : Gefährlichster Einsatz seit Afghanistan

Beim deutschen Engagement in Mali sind derzeit viele Fragen offen.

02.05.2022
2024-01-05T20:55:53.3600Z
4 Min

Nach dem Ende des Afghanistan-Einsatzes im vergangenen Jahr gilt das Engagement in Mali als der derzeit gefährlichste und größte Auslandseinsatz der Bundeswehr. Rund 1.400 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland sind an zwei internationalen Operationen in Mali beteiligt - derzeit genau 1.017 Soldatinnen und Soldaten bei der Friedens- und Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen (MINUSMA) und 301 bei der EU-Militär-Trainingsmission EUTM Mali.

Die EU hat die militärische Ausbildung bei EUTM Mali vorerst eingestellt.   Foto: picture alliance/dpa/Kay Nietfeld

Die Mandate für beide Einsätze gelten noch bis Ende Mai, Bundesregierung und Bundestag müssen also bald entscheiden, ob - und wenn ja - in welcher Form und mit wie viel Personal sie verlängert werden. Insbesondere der EU-Einsatz zur Ausbildung der malischen Streitkräfte ist umstritten, nachdem Teile eben dieser Streitkräfte 2020 und 2021 mit einem Putsch die malische Regierung abgesetzt haben (siehe Beitrag oben).

Solange das Land überdies eng mit russischen Akteuren zusammenarbeite, könne Deutschland nicht weiter an einer Mission teilnehmen, die malische Streitkräfte ausbilde, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Mitte April bei einem Besuch in Malis Hauptstadt Bamako. Etwa zeitgleich gab die EU bekannt, dass die praktische militärische Ausbildung bei EUTM Mali vorerst auf Eis gelegt wird.

Die MINUSMA-Mission soll im Norden Malis für ein Mindestmaß an Sicherheit sorgen

Unklar ist obendrein weiterhin, welche Konsequenzen der angekündigte Rückzug Frankreichs aus dem Anti-Terroreinsatz "Barkhane" in den G-5-Sahelstaaten Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger sowie aus der Spezialkräfteoperation "Takuba" unter französischer Führung und Beteiligung mehrerer europäischer Staaten für die Sicherheitslage der Region hat. Befürchtet wird, dass insbesondere die MINUSMA-Mission, die unter anderem im Norden Malis für ein Mindestmaß an Sicherheit sorgen soll und an der Europa eben deshalb weiterhin ein strategische Interesse hat, unter noch gefährlicheren Bedingungen fortzusetzen wäre.

Die Mission, in der 2013 die afrikanisch geführte Stabilisierungsmission AFISMA aufgegangen war, ist eine der verlustreichsten in der Geschichte der Vereinten Nationen mit mehreren hundert Todesopfern vor allem unter dem VN-Personal afrikanischer Länder. Im Juni 2021 wurden zwölf deutsche und ein belgischer Soldat bei einem Bombenschlag verwundet.

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Die Vorgängermission AFISMA war 2013 zunächst unter Führung der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) etabliert worden, um islamistischen Rebellen, darunter solchen mit Nähe zum Terrornetzwerk al-Qaida, aber auch Aufständischen der Tuareg, Einhalt zu gebieten. Zuvor hatte Frankreich mit der Opération Serval vorrückende islamistische Gruppen im Norden Malis zurückgedrängt und wichtige Städte zurückerobert, darunter Gao und Timbuktu.