Ein König habe stets zwei Körper, erklärte der aus Deutschland stammende Historiker Ernst Kantorowicz 1957 im Buch "The King's Two Bodies". Sein Verleger bemerkte, dass der "merkwürdige wie einprägsame Titel" schon ein Rechtssatz elisabethanischer Kronjuristen gewesen sei, um auszudrücken, dass ein menschlich-sterblicher "Souverän" übermenschlich Unsterbliches leisten muss. Gemeint war freilich Elizabeth I., die letzte Herrscherin der Tudors, nicht Elizabeth II., die das Geschlecht Mountbatten-Windsor vertritt, dessen Fortbestand für drei weitere Generationen gesichert ist, und die seit beinahe seit 70 Jahren ... ja was? Während wir zögern "herrschen" auszusprechen, ist im Rückblick schon vom "Zweiten Elisabethanischen Zeitalter" die Rede. Es muss sich also um eine mächtig symbolische Herrschaft handeln. Sie betrifft nicht nur das United Kingdom und den Commonwealth, sondern die gesamte Welt, die nach 1945 entstanden ist und deren Ordnung heute spürbar zerfällt. Auf den Wandel und die resultierende Verunsicherung reagiert man in Republiken auf zwei Arten: indem sterbliche Autokraten mit aller Macht die singuläre Verkörperung von Souveränität an sich reißen. Oder indem das gesamte sterbliche Volk sowie eine Stuhlreihe amtierender und ehemaliger Staatsoberhäupter ein abstraktes und chaotisches Souveränitätsprinzip verkörpern. Unterdessen zögert die Mehrheit im Vereinigten Königreich, ins Lager der Republicans überzulaufen. Das mag daran liegen, dass sie "Demokratie" nicht mit "Republik" und "Monarchie" nicht mit "Diktatur" gleichsetzen. Darüber hinaus haben sie einfach sehr gute Erfahrungen gemacht, die Sache mit der höchsten Verkörperung einer Familie zu überlassen. Sie kümmert sich um den Rest.
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