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Glosse : Pompöse Nomenklatura

Ein Regierungswechsel geht mit Veränderungen einher - einige sind lang ersehnt, andere bedeuten hohe Kosten. Muss es nach jeder Wahl neues Briefpapier sein?

04.10.2022
2024-01-08T13:50:01.3600Z
2 Min

Auf der Insel heißt es jetzt also ganz offiziell CR III. Nein, Christian Ronaldo wird bei Manchester United weiterhin mit der Rückennummer 7 kicken. Aber so lautet das Monogramm von Großbritanniens neuem König: C für Charles, R für Rex und die römische III, weil er eben der dritte Charles auf dem Thron ist. Und damit seine Untertanen nicht vergessen, wer im Vereinigten Königreich von Gottes Gnaden herrscht, muss nicht nur am Klingelschild von Buckingham Palace, sondern auch auf allen Briefkästen im Inselreich das seit 70 Jahren verehrte ER II ebenso ausgetauscht werden wie auf den ikonischen Bobby-Helmen der Polizisten ihrer Majestät.

Neue Regierung, neuer Name

Pfennigfuchsende Republikaner verweisen gerne darauf, dass gekrönte Häupter zur Verschwendungssucht neigen. Doch Vorsicht, auch Demokratien ist die korrekte Namensgebung lieb und teuer. Allein fünf Bundesministerien wurden nach dem Regierungswechsel umbenannt. Mit all den Kosten für neues Briefpapier, neue Internetadressen, neue Schriftzüge an den Ministeriumsbauten et cetera pp. Klar, das ist notwendig, schließlich sollen die Untertanen - pardon Bürgerinnen und Bürger - gleich im Namen die neuen Zuständigkeiten und Politikansätze erkennen können. Besonders gut gelungen ist dies, als aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur eines für Digitales und Verkehr wurde. Und immerhin bleibt das Bundesministerium des Innern auch weiterhin eines für die Heimat. Vielleicht, weil es hinter dem für Umwelt, Natur, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz einfach keinen Platz mehr hatte.

Angesichts solch schmerzhaft teurer Nomenklatura mögen sich brave und steuerzahlende Bürgersleut vor Ärger ein Monogramm in den Hintern beißen. Das ist zwar auch schmerzhaft, aber völlig kostenfrei.