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Parlamentarisches Profil : Mit Bedacht: Alexander Throm

Alexander Throm ist Innenexperte der Unionsfraktion. Er will alle Möglichkeiten ausschöpfen, die das EuGH-Urteil zur Vorratsdatenspeicherung lässt.

04.10.2022
2024-03-05T13:41:17.3600Z
5 Min

Manchmal konzentriert sich Alexander Throm zwei, drei Stunden nur aufs Vorderrad. Dann verlässt er sich in der Natur rund um Heilbronn auf seine Sicherheit mit Hilfe von Mundschutz und Rückenprotektor - auf dem E-Mountainbike durch den Schlamm. Sicherheit als Motto begleitet den 54-Jährigen auch, wenn er in Berlin als innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag Themen um Recht und Ordnung behandelt, "für mich elementare Grundlagen der Gesellschaft, neben Wohnung und Essen eines der Grundbedürfnisse".

Foto: Deutscher Bundestag / Achim Melde

Der 54-jährige Anwalt, Alexander Throm, ist seit 2017 Mitglied im Deutschen Bundestag.

Es ist Donnerstag, zwischen zwei Telefonaten bittet Throm ins Büro. Seit 2017 ist er direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises und im Innenausschuss des Bundestages - eigentlich ist der Anwalt auf Arbeitsrecht und auf Bau- sowie Architektenrecht spezialisiert, "ich wollte mal was anderes machen", sagt er. Ein Dauerthema auf seiner Agenda: die anlasslose Vorratsdatenspeicherung. Um die muss neu verhandelt werden, seitdem der Europäische Gerichtshof die derzeitige Regelung verworfen hat. "Das Urteil hat mich nicht überrascht", sagt er, "ich erwarte aber, dass wir die gewährten Möglichkeiten ausschöpfen". Denn: Zur Bekämpfung schwerer Kriminalität können die Mitgliedstaaten unter strikter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit eine umgehende Sicherung solcher Daten sowie eine allgemeine und unterschiedslose Speicherung von IP-Adressen vorsehen, erklärten die Richter.

Throm ist für eine Speicherfrist von sechs Monaten

Throm setzt sich für eine rückwirkende Speicherung der jeweils sechs vergangenen Monate ein. Der Attentäter von Hanau zum Beispiel, der neun Bürger aus rechtsextremen und rassistischen Motiven heraus erschossen hatte, "der hatte auf seiner Website 500 Zugriffe", sagt Throm, "und die konnten nicht mehr ermittelt werden".

Die kritische Haltung der FDP und von Bundesjustizminister Marco Buschmann teilt der Christdemokrat nicht, wird gar etwas lauter, als das Gespräch auf die Liberalen kommt. "Ich verstehe sie nicht, das ist total verbohrt und ideologisch verblendet." Sagt man nicht gemeinhin, die FDP sei ideologiefrei? "Das sagt nur die FDP selbst. In der Innenpolitik ist die FDP eher ideologisch links ausgerichtet." Gibt es denn theoretisch die Möglichkeit eines Missbrauchs bei der anlasslosen Vorratsdatenspeicherung? "Nicht durch den Staat. Das geht doch nur über richterlichen Beschluss."


„Das Urteil hat mich nicht überrascht. Ich erwarte aber, dass wir die gewährten Möglichkeiten ausschöpfen.“
Alexander Throm (CDU)

Ansonsten ist Throm eher ruhigen Gemüts. Er redet langsam, bedächtig, einprägsam. Wägt seine Worte ab. Ist auch vorsichtig. Einfach drauflos redet er mit Journalisten nicht. Und mit seiner Heimat eng verbunden scheint er, mit den Neckarauen, der Natur wie der Wirtschaft, "wir sind eine absolute Boomregion mit viel Zuzug von Akademikern aus ganz Deutschland". Warm ist es dort auch, und guten Wein gibt es ebenfalls. In die weite Welt zog es Throm kaum. Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt studierte er in Mannheim, pendelte aber schon damals zu seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau zurück nach Heilbronn, wo er als Anwalt zu arbeiten begann und mit 27 Jahren in den Stadtrat gewählt wurde. "Zeitlich hat es nie gepasst", sagt er zur Frage, ob ein ferner Ort zwischenzeitlich gelockt habe. "Und ich wollte schnell in den Beruf." Warum? Er lächelt. "Ich wollte schnell vom Lernen weg." Außerdem: "Andere gehen Tennisspielen", sagt er, "mein Hobby ist die Kommunalpolitik".

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Politisch war seine Familie kaum, die Eltern hatten einen Großhandel, "sie besaßen die gute schwäbische Mischung aus Konservatismus und Liberalismus." Mit dem Freundeskreis sei er als Gymnasiast in die Junge Union gekommen, erinnert sich Throm. Die deutsche Einheit, die Westorientierung, das waren die damals ihm wichtigen Themen. Ihm gefiel, gestalten zu können, er zog 2011 in den Landtag Baden-Württembergs ein und verlor 2016 sein Direktmandat wieder gegen die Mitbewerberin von den Grünen. Kam dann in den Bundestag - und nun dort in die Opposition. Das schmerzt jemanden, der gestalten will. Doch da grinst er nur. "Die Opposition von heute ist die Regierung von morgen." Dann wartet der nächste Termin.