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Parlamentarisches Profil : Der Kommunalpolitische: Josef Oster

In der Debatte um die Staatsbürgerschaftsrecht-Reform fehlt CDU-Innenpolitiker Josef Oster der versöhnliche Ton. Nicht nur bei dem Thema ist ihm Ruhe im Ton wichtig.

05.12.2022
2024-03-04T09:05:14.3600Z
3 Min

Verwaltungserfahrung und Organisiertheit haben Folgen für einen Menschen. Zum Beispiel können sie sich auf die Sprache auswirken - jene von Josef Oster zum Beispiel kennt keine langen Monologe, eher kurze, aber inhaltsreiche Antworten; das macht ein Gespräch mit ihm angenehm. Auch, wenn es um Kontroverses geht, wie die Debatte um die geplante Reform des Staatsbürgerschaftsrecht, bei dem er zu Beginn feststellt: "Mir fehlt der versöhnliche Ton. Bei kritischer Sicht wird man allzu leicht in eine rassistische oder undemokratische Ecke gestellt." Josef Oster jedenfalls, 51, CDU-Abgeordneter des Wahlkreises 199 (Koblenz), scheint Ruhe im Ton zu bevorzugen. Einen, der verbindlich klingt.

Ansporn auf dem Weg zur Staatsbürgerschaft

Josef Oster (CDU) ist seit 2017 Mitglied des Bundestages und sitzt im Innenausschuss.   Foto: Chaperon

Es ist Donnerstagnachmittag, gerade kommt er aus dem Plenum, es ging ums Thema, am Telefon sagt er: "Der deutsche Pass sollte am Ende eines Integrationsbildungsprozesses stehen, nicht am Anfang." Die Pläne aus der Ampel-Koalition lehnt der Obmann der Unionsfraktion im Innenausschuss ab. Die sehen Erleichterungen und Beschleunigungen vor, von denen Oster nichts wissen will. Er fordert auf dem Weg zur Staatsbürgerschaft Ansporn und sieht im Pass eine Belohnung, "das ist etwas Besonderes". Andere würden es den Aufbau von Hürden nennen.

Dass zum Beispiel Ältere aus der sogenannten "Gastarbeiter"-Generation, die seit vielen Jahren in Deutschland leben, nur mündliche Sprachkenntnisse vorweisen sollen, reicht ihm nicht für die Staatsbürgerschaft. "Sprache ist ein Schlüssel zur Integration. Das muss kein Abiturniveau sein, aber sich nur verständlich machen reicht nicht." Auch nicht, wenn diese Leute seit 40 Jahren einen deutschen Alltag leben? "Ich frage mich dann schon, warum man sich über eine so lange Zeit mit der deutschen Sprache nicht beschäftigt hat."


„Der deutsche Pass sollte am Ende eines Integrationsbildungsprozesses stehen, nicht am Anfang.“
Josef Oster (CDU)

Oster kennt sich aus, was die Konsequenzen von in Berlin beschlossenen Gesetzen vor Ort angeht, er ist Kommunalpolitiker durch und durch. Nach der Realschule absolvierte er eine Ausbildung bei der Kreisverwaltung Cochem-Zell, "in meiner Familie war es gar nicht so gesetzt, dass man sofort Abitur macht. Mir hat dieser etwas längere Weg aber gutgetan"; der Vater war Handwerksmeister. Oster wurde Beamter, bildete sich stets fort, am Ende standen der Diplom-Verwaltungswirt und der Verwaltungs- und Betriebswirt.

Interesse an Politik seit der Schulzeit

"Ich war schon immer ordnungsliebend, auch als Kind", erinnert er sich. Also keine Probleme mit den Eltern wegen eines nicht aufgeräumten Zimmers? "Ich erinnere mich an keine Konflikte." Und weil Oster als Bub organisiert war, fungierte er seit der vierten Schulklasse stets als Klassensprecher. Er begann, sich als Elfjähriger für Politik zu interessieren, es waren die ersten Kanzlerjahre Helmut Kohls, sie riefen Widerspruch von Osters Lehrern hervor, und diese forderten den Schüler zu politischen Debatten und Interesse heraus. Oster, aus einem konservativen und katholisch geprägten Elternhaus, widersprach dann wiederum ihnen. "Ich habe diese Debatten in der Schule in guter Erinnerung."

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Parteipolitik sei erst ins Spiel gekommen, als er in der Verwaltung Parteimitglieder kennenlernte. Da nahm das Interesse an Politik Formen an. 2002 wurde Oster hauptamtlicher Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems und Leiter der Verwaltung. Irgendwann schien es dann mal gut gewesen zu sein. 2017 kandidierte er im Wahlkreis für den Bundestag, gewann ihn direkt. "Es war ein großer Reiz, die Seiten zu wechseln", erinnert er sich. "Als Bürgermeister setzt man Gesetze um, mit all ihren Schwächen." Also wollte er dorthin, zu Gesetzen "mit weniger Schwächen". Die Basisnähe scheint ihm wichtig, auch, dass er direkt gewählter Abgeordneter ist. "Man merkt schon manchem Amtskollegen an, ob er einen Wahlkreis betreut oder nicht", sagt er. Und ist dann wieder bei der Sprache, den Sätzen und ihrer Überprüfung auf lokaler Ebene. Seit 2019 sitzt er im Koblenzer Stadtrat. Sehnsucht nach den Wurzeln? "Damit ich nicht in der Berliner Blase verharre."