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Parlamentarisches Profil : Der Vielseitige: Tino Sorge

Der Christdemokrat hat sich schon vor seiner Zeit im Bundestag mit Gesundheitsthemen beschäftigt. Eine Impfpflicht für alle lehnt er ab.

31.01.2022
2024-01-11T13:40:21.3600Z
3 Min

In der Opposition angekommen ist Tino Sorge offenbar recht schnell. "Regierung kommt von regieren", moniert er. "Man muss die Koalition zum Arbeiten ja regelrecht animieren." Es geht um die Impfpflicht, für Sorge, CDU-Abgeordneter aus Magdeburg, ist es eine Steilvorlage, dass die Ampel-Parteien keinen gemeinsamen Antrag dazu vorlegen. "Man ist sich offenbar nicht einig", sagt er. Dass das Kanzleramt einen richtigen Weg darin sieht, dass der Bundestag in Gruppenanträgen eine Regelung erarbeitet, mag Sorge nicht gelten lassen. "In einer derart wichtigen Frage bräuchte es Führung und einen Vorschlag der Regierungskoalition."

Foto: picture alliance/dpa/David Hutzler

Tino Sorge ist gesundheitspolitischer Sprecher und Vorstandsmitglied der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er ist Mitglied im Gesundheitsausschuss und sitzt bereits seit 2013 im Bundestag.

Faszination für Gesundheitsthemen

Berlin im Coronawinter. Im Reichstagsgebäude orientieren sich die Abgeordneten fraktionsübergreifend, draußen wird gegen die Schutzmaßnahmen demonstriert. Sorge, seit 2013 im Bundestag und seitdem auch Mitglied im Gesundheitsausschuss, kündigt einen Vorstoß der Union an. "Wir werden daher einen ausgewogenen Lösungsvorschlag erarbeiten", sagt er. "Bei der Frage einer Impfpflicht sollte mehr auf die vulnerablen Gruppen geschaut werden, auf Vorerkrankungen und Alter." Aufgrund der Omikron-Variante hätten sich auch die Rahmenbedingungen verändert. "Wir müssen immer schauen, wie zielführend eine Pflicht ist. Jetzt ist sie mit einer Dynamik begründet: Eine Impfpflicht wäre dort sinnvoll, wo eine Infektion für die Betroffenen große Risiken zeitigen würde. Andernfalls ist stärker auf individuelle Eigenverantwortung zu setzen."


„Bei der Frage einer Impfpflicht sollte mehr auf die vulnerablen Gruppen geschaut werden, auf Vorerkrankungen und Alter.“
Tino Sorge (CDU)

Das Interesse von Sorge für Gesundheitsthemen begann nicht erst im Bundestag. Nach dem Abitur und dem Grundwehrdienst schwankte der Magdeburger zwischen einem Studium der Medizin und einem der Rechtswissenschaft. Für schließlich letzteres gab ein Onkel den Ausschlag, selbst erfolgreicher Jurist. Doch die Faszination für Gesundheitsthemen, besonders für den chirurgischen Bereich, blieb. Sorge war nach dem Abi bereits in die Junge Union eingetreten, wurde Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung. In die Politik habe es ihn als Jugendlicher wegen einer persönlichen Angelegenheit gezogen, erzählt er: Die Schließung des heimatlichen Jugendklubs drohte, und Sorge machte die Erfahrung, "dass man einiges bewegen kann, wenn man mit den richtigen Leuten spricht. Und dass Politik sich eben gerade mit praktischen Fragen vor Ort beschäftigt."

Von der Familie geprägt

Gut für die CDU: Der Jugendklub blieb erhalten, und Sorge kam über die Junge Union in die CDU; die Familie mit ihrem christlichen Menschenbild habe ihn "ein wenig vorgeprägt". Nach seinen Juraexamina arbeitete Sorge als Wirtschaftsanwalt und später als wissenschaftlicher Referent in der CDU-Fraktion des Landtags von Sachsen-Anhalt. Von dort wechselte er vier Jahre später in den Leitungsstab des Landesministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft, "wo ich aufgrund der Ressortzuschnitts schon viel mit Gesundheitsthemen zu tun hatte". Ehrenamtlich fungierte Sorge derweil als Präsident des Bundesschiedsgerichts der Jungen Union, "wo die Qualifikation als Volljurist mit juristischen Staatsexamina nicht von Nachteil war", so Sorge.

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Der Unternehmensjurist ist schwer in eine Schablone zu pressen. In der Fraktion befasste er sich viel mit Telematik-Infrastruktur und der elektronischen Patientenakte, ist Landesvorsitzender des Sozialverbands VdK und stimmte 2017 als einer jener 26,9 Prozent aller CDU-Bundestagsabgeordneten für die gleichgeschlechtliche Ehe. Die Vielseitigkeit zeigt sich auch in seiner Mitgliedschaft bei gleich drei Parlamentariergruppen: der deutsch-amerikanischen, der deutsch-chinesischen und der deutsch-russischen. "Das hatte sich interessehalber ergeben", sagt er. "In der aktuellen Legislaturperiode werde ich dies aber auch rein zeittechnisch neu justieren." Dass er nach 2013 und 2017 bei der letzten Bundestagswahl seinen Wahlkreis verlor und über die Landesliste in den Bundestag einziehen musste, schmerze ihn. Aber gleich schaltet er wieder in den Oppositionsmodus: "Nicht die anderen haben gewonnen, sondern wir haben verloren. Wichtig ist, Vertrauen zurückzugewinnen."