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Finanzmarkt nach Bankenpleite : Angst vor neuer Bankenkrise

Bankenaufseher der BaFin zeigt sich im Finanzausschuss nach Pleite der Silicon Valley Bank "relativ entspannt".

20.03.2023
2024-01-05T15:08:36.3600Z
3 Min

Hinter Bankern, Anlegern, Finanzaufsehern und Politikern liegen turbulente Tage. Erst geht in den USA die Silicon Valley Bank (SVB) pleite. Die Kurse von vier anderen US-Banktiteln werden vorübergehend ausgesetzt. Und dann bricht der Aktienkurs der Schweizer Großbank Credit Suisse um rund 70 Prozent ein. Das Papier war zeitweise noch 1,55 Franken wert - bis zum fast wertlosen "Penny Stock" fehlt bei der einstigen ersten Schweizer Geldadresse nicht mehr viel. Nachdem auch noch die Aktionäre von Deutscher Bank und Commerzbank schwere Verluste hinzunehmen hatten, stellt sich die Frage: Ist die Krise wieder da? Ist es wie 2008, als der Zusammenbruch von Lehman Brothers das weltweite Finanzsystem erschütterte? Immerhin war der Zusammenbruch der SVB die größte Bankpleite seit 2008.

Weltweit versuchen Politiker, Aufseher und Banker, die Wogen zu glätten. An der Spitze US-Präsident Joe Biden: "Euer Geld wird da sein, wenn ihr es braucht", versichert er. Das war in erster Linie an die Kunden der Silicon Valley Bank adressiert, deren überwiegend aus der amerikanischen Start-up-Szene stammende Kundengelder in einer Blitzaktion gesichert werden. Denn 90 Prozent der Einlagen liegen über dem in den USA durch die Einlagesicherung geschützten Betrag von bis zu 250.000 US-Dollar. 175 Milliarden US-Dollar stehen im Feuer.

Internationale Brandmauern, um Ausbreiten der Krise zu verhindern

Die SVB hatte Kundengelder in US-Staatsanleihen angelegt. Als deren Kurse wegen des anziehenden Zinsniveaus fielen, entstanden bei der SVB zunächst hohe Buchverluste. Nachdem unter Kunden Gerüchte über diese Buchverluste die Runde machten, zogen sie ein Viertel der Gelder ab. Die SVB musste Staatsanleihen mit Verlust verkaufen, und aus den Buchverlusten wurde milliardenschwere echte Verluste. Die Pleite war da.

Durch die US-Maßnahmen werden nun auch über 250.000 US-Dollar hohe Einlagen bei der SVB geschützt. Durch eine Übertragung der Gelder auf eine "Brückenbank" erhalten die Kunden wieder Zugang zu ihren Anlagen. Die amerikanische Zentralbank hilft mit frischem Geld aus. Die Kosten der Rettungsmaßnahme müssen sich die US-Banken teilen, Steuergelder sollen nicht fließen.

International werden Brandmauern errichtet, um ein Ausbreiten der Krise zu verhindern: Die Schweizer Notenbank hilft der Credit Suisse mit Krediten von 50 Milliarden Franken, da der saudische Großaktionär kein Geld geben will. In Großbritannien übernimmt die Großbank HSBC die dortige SVB-Tochter für ein Pfund

Lindner: Deutsche Banken sind stabil

Politischer Flankenschutz kommt auch aus Berlin: Die Insolvenz der SVB sei kein Grund, dass sich jemand hier in Deutschland große Sorgen machen müsse, lässt Kanzler Olaf Scholz (SPD) mitteilen. "Das deutsche Kreditwesen - private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche Institute - ist stabil", versichert auch Finanzminister Christian Lindner (FDP).

Und so zeigte sich ein Vertreter der BaFin am vergangenen Mittwoch im Finanzausschuss des Bundestages "relativ entspannt". Die SVB sei auf Kunden aus der Tech-Szene fokussiert gewesen, in Deutschland habe man keine Konzentration auf solche Kundengruppen und auch nicht das Phänomen, dass 90 Prozent der Einlagen einer Bank nicht gesichert seien. Ein Vertreter der Bundesregierung teilte nach Beratungen auf europäischer Ebene mit, die Banken in der EU seien sehr stabil und hätten genügend Liquiditätspuffer. Überdies seien sie besser reguliert als amerikanische Banken.

Ist die Krise damit vorbei? "Ich sehe keine echte Gefahr", sagt Investorenlegende Michael Burry angesichts der schnellen Eingriffe. Burry hatte die Finanzkrise 2008 präzise vorausgesagt. Doch das ungute Gefühl, die Krise könnte nur in Lauerstellung sein, wird auch Burry nicht los. Er hat schon vor längerer Zeit seine Aktienpakete fast vollständig verkauft.