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Foto: picture alliance/PantherMedia/Corey Ford
Mammuts: Riesige Tiere mit dichtem Fell und langen, geschwungenen Stoßzähnen.

Gentechnik und Artenschutz : Kommt das Mammut zurück?

Kaum ein Urzeittier ist wohl so unbestritten beliebt wie das Mammut: Der große, wildere Bruder der Elefanten, wie es sie heute noch gibt.

02.01.2023
2024-03-11T12:41:37.3600Z
2 Min

Immer wieder werden gut erhaltene Überreste von Mammuts im Permafrost gefunden und geborgen - zur großen Freude von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern: Was wäre, wenn es gelänge, mittels Gentechnik das Mammut wieder auferstehen zu lassen - 4.000 Jahre, nachdem die letzten Exemplare des Eiszeitelefanten in der nordsibirischen Wrangelhalbinsel ausstarben? Initiatoren des US-amerikanischen Projekts "Colossal" sind überzeugt, dass ihnen das gelingen kann und haben angekündigt, das Mammut im Laufe der nächsten fünf Jahre mittels Gentechnik "wiederzubeleben".

Arterhalt im Reagenzglas versus Mitteleinsatz für akut bedrohte Arten

Theoretisch sei das natürlich möglich, sagt Johannes Krause, Direktor des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Das Genom sei sehr gut erforscht. Die Wissenschaftszeitschrift "National Geographic" zitiert eine Studie, wonach Forschende vom Schwedischen Naturkundemuseum die vollständigen DNA-Sequenzen zweier Mammuts präsentieren konnten.

Arterhalt im Reagenzglas ist also möglich, aber ist es auch erstrebenswert? Der Anthropologe Krause ist skeptisch: "Die Frage ist, ob man die Mittel, die solche Projekte benötigen, nicht besser in den Erhalt der Arten stecken sollte, die gerade vom Aussterben bedroht sind." Die Wiederansiedlung von Mammuts, sollte ihre Rückkehr per Gentechnik gelingen, würde aus Krauses Sicht Jahrzehnte dauern und Milliarden verschlingen. Dass es dringendere Projekte gibt, zeigt das Beispiel des Nördlichen Breitmaulnashorns.


„Die Frage ist, ob man die Mittel, die solche Projekte benötigen, nicht besser in den Erhalt der Arten stecken sollte, die gerade vom Aussterben bedroht sind.“
Johannes Krause, Direktor des Max-Planck-Instituts

Nachdem im Jahr 2018 das letzte männliche Exemplar dieser Nashorn-Art gestorben ist, gibt es nur noch zwei lebende Tiere, die Kühe Najin und Fatu - Tochter und Enkelin des verstorbenen Bullen Sudan. Die beiden Nashornweibchen sind aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, selbst Nachwuchs auszutragen.

Forschende des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung setzen deshalb auf künstliche Befruchtung und Stammzellforschung: Mit den konservierten Spermien von bereits verstorbenen Nashorn-Bullen der Unterart wurden aus den Kühen Najin und Fatu entnommene Eizellen befruchtet. Sie sollen von Leihmüttern aus der eng verwandten Unterart, des Südlichen Breitmaulsnashorns ausgetragen werden. Artenschutz per Gentechnik ist also nicht nur eine Träumerei, sondern die vielleicht letzte Chance, die die Menschheit hat, manche Tierarten zu erhalten.