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Urban Gardening beschreibt die gärtnerische Nutzung auf kleinstem Raum.

Urban Gardening : Fünf Fragen zu: Nisthilfen, Blumen, Fledermauskästen

Wie Artenschutz zuhause gelingt und was jeder und jede Einzelne tun kann, erklärt NABU-Referentin Verena Jedamczik im Interview.

02.01.2023
2024-03-11T11:33:37.3600Z
2 Min

#1

Frau Jedamczik, welche Tiere und Pflanzen sind in Städten und Gärten auf Artenschutz angewiesen?

Verena Jedamczik: Pauschal kann man sagen, dass alle Tier- und Pflanzengruppen schutzbedürftig sind. Durch die Klimakrise, den Verlust von Lebensräumen durch Landnutzung und Flächenversiegelung sowie den Einsatz von Pestiziden sind sie darauf angewiesen, dass wir Habitate für sie sichern. Besonders gilt das für Spezialisten, also Tier- und Pflanzenarten, die bestimmte Bedingungen benötigen, wie einen sehr nährstoffarmen Boden oder eine bestimmte Wirtspflanze.

#2

Ist "Urban Gardening" nur ein Trend zur Gewissensberuhigung oder hilft es zusätzlichen Lebensraum zu schaffen?

Verena Jedamczik: Das kommt, wie so oft, darauf an. Urban Gardening ist eine Möglichkeit, sogenannte Trittsteinbiotope zu schaffen, wenn die Grundlagen beachtet und die Bedürfnisse verschiedener Arten mitgedacht werden. Ein Aspekt ist, dass Pflanzen zur Blüte kommen dürfen, sodass Insekten wie Wildbienen Pollen und Nektar nutzen können. Außerdem sollte immer überlegt werden, ob man das Angebot für Tiere anreichern kann. Das können Wildblumen in Kübeln sein, Vogel- und Insektennisthilfen oder auch Fledermausquartiere.

#3

Gibt es neben dem Artenschutz weitere positive Aspekte?

Verena Jedamczik: Ja. Wo sonst nur Asphalt wäre, wird das Mikroklima verbessert, im Idealfall wird sogar Boden entsiegelt und kann seine Funktionen wieder erfüllen. Regionaler Anbau von Nahrungsmitteln vermindert den CO2-Ausstoß und schont somit die Umwelt. Außerdem erfüllt das Urban Gardening auch einen Bildungszweck, macht auf ökologische Themen aufmerksam und dient somit als Multiplikator. Also ganz klar ein positiver Trend.

#4

Was kann jeder und jede Einzelne im Garten oder auf dem Balkon für mehr Artenschutz tun?

Verena Jedamczik: Da gibt es viele Möglichkeiten. Grundlegend ist der Verzicht auf Pestizide, weil deren Einsatz alle anderen Maßnahmen ad absurdum führen würde. Bei der Bepflanzung von Gärten oder Kübeln auf Balkon oder Terrasse ist es wichtig, den Fokus auf standortgeeignete heimische Pflanzen zu legen. Diese dienen den heimischen Tieren als Lebensraum und Futter und sind an die hiesigen Bedingungen angepasst.

#5

Und wer keinen eigenen Garten oder Balkon hat?

Verena Jedamczik: Wer in der Stadt lebt, kann sich um Stadtpflanzen, allen voran die Bäume, kümmern und diese bewässern. Was beim Artenschutz gerne vergessen wird, sind die Themen Vogelschlag und Lichtverschmutzung. Jährlich sterben circa 100 Millionen Vögel durch Kollisionen mit Fenstern und Glasfassaden und Milliarden von Insekten an Lampen. Wer hier vorsorgt, zum Beispiel durch das Anbringen von Vogelschutzmarkierungen, trägt aktiv zum Artenschutz bei.