Glosse : Immer in gutem Licht
Politikerinnen und Politiker sind heute stets top gestylt. Doch von einigen gibt es ihn immer noch - den nicht ganz perfekten Schnappschuss.
Die Reichen, Schönen und Mächtigen dieser Welt zeigen sich bekanntlich gern in bestem Licht, auf dem Gipfel ihrer Macht, aber auch danach, damit man sich gut an sie erinnert. Die Ölgemälde im Bundeskanzleramt zeigen fast alle bisherigen Bundeskanzler mal in würdevoller Staatsmann-Pose (Konrad Adenauer), mal im Intellektuellen-Look mit Zeitung und Zigarette (Helmut Schmidt), aber niemals gestresst, zerzaust oder missmutig.
Und welcher Politiker wagt es heute noch ohne Profi-Fotograf zum Termin? Die Message an die Follower auf Instagram und Co: Hier rackern sich engagierte und dynamische Politiker für Sie ab - und sehen dabei wie Außenministerin Annalena Baerbock auch noch super aus. Weder Falten, Schweiß noch unvorteilhafte Mimik trüben das stets gut ausgeleuchtete Image.
Donald Trump als Alleinunterhalter
Ein bisschen langweilig ist das allerdings auch. Vorbei die schönen Zeiten, in denen sich ein Verteidigungsminister wie Rudolf Scharping fröhlich planschend mit der Geliebten im Pool ablichten ließ oder Angela Merkel mit Schweißflecken unterm Arm vor Fotografen in Bayreuth posierte. Für den Unterhaltungsfaktor sorgt jetzt fast im Alleingang Donald Trump. Auf dem ersten Polizeifoto, das je von einem Ex-US-Präsidenten geschossen wurde, gab er sich so gar keine Mühe, nett dreinzuschauen.
Vielmehr starrt Häftling Nummer P01135809 mit zu Schlitzen verengten Augen und verkniffenem Mund derart bedrohlich in die Kamera, als wäre Jack Nicholson als mordender Hausverwalter in Shining im Gefängnis von Georgia wiederauferstanden. Trumps Bewerbungsfoto für die zweite Präsidentschaft? Ein Vorschlag für die Porträtgalerie der Präsidenten? Vom Aufwand her hat Trump auf jeden Fall alle in den Schatten gestellt: Der Fototermin dauerte 20 Minuten und kostete eine Kaution von 200.000 Dollar.