Glosse : Für Nachwuchs wird gesorgt
Obstkorb war gestern - "Fertility Benefits" sind der neuste Schrei der Fachkräftesicherung.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines weltbekannten Pharmariesen können sich zukünftig vertrauensvoll an ihre Chefs und Chefinnen wenden, wenn sie an einem bislang unerfüllten Kinderwunsch leiden. Nein, das ist kein neuer sich abzeichnender Me-Too-Fall, keine Einladung zu einvernehmlichen Büro-Schäferstündchen und auch nicht der Teaser zu irgendwelchen Schmuddel-Filmchen. "Fertility Benefits" nennt der Konzern es, wenn er die Kosten in fünfstelliger Höhe für eine Fruchtbarkeitsbehandlung bei seinen Angestellten übernimmt.
An den Firmen-Niederlassungen in den USA, Kanada und Japan werde dies bereits seit Jahren erfolgreich praktiziert. In Zeiten des grassierenden Fachkräftemangels müssen Unternehmer sich eben etwas einfallen lassen, um ihre Leute bei der Stange zu halten. Ein Obstkorb in der Kaffeeküche oder Freikarten für das Fitness-Studio oder die Wellness-Oase reichen das schon lange nicht mehr.
Spötter mögen unken, das besagter Pharma-Konzern damit wirbt, dass dank seiner eigenen Fruchtbarkeitstherapie-Produkte bereits mehr als fünf Millionen Kinder geboren wurden. Wenn man aber bedenkt, dass Kinder beruflich ja gerne mal in die Fußstapfen der Eltern treten, wird deutlich, welche wahre Potenz in einem solch langfristig angelegten Programm zur Nachwuchsgewinnung liegt. Sollte Verteidigungsminister Boris Pistorius demnächst wieder ernüchternde Zahlen aus seiner Personalabteilung vorgelegt bekommen, sollte er daran denken, ob ein solches Benefit- Programm nicht auch seine nachwuchsarme Truppe beleben könnte. Selbst der Bundeswehr-Werbeslogan "Mach, was wirklich zählt" müsste nicht einmal aufgegeben werden. Allein der Dienst an der Braut des Soldaten wird nicht reichen.