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Filmfestival Berlinale : Die Ukraine steht im Zentrum

Die steht im Fokus der Aufmerksamkeit der diesjährigen Berlinale. Das Festival will weiter als politisches Festival gelten.

13.02.2023
2024-02-26T11:29:56.3600Z
3 Min

Anne Hathaway, Marisa Tomei und Peter Dinklage sowie Regisseurin Rebekka Miller werden zur Eröffnung erwartet, Steven Spielberg wird endlich mit einem Goldenen Bären geehrt. Cate Blanchett, Helen Mirren, John Malkovich, Ben Winshaw und Willem Dafoe werden ebenso wie Jury-Präsidentin Kristen Stewart für einen Fan-Auflauf vor dem Berlinale-Palast sorgen. Hollywood nutzt die Nebenreihen des größten deutschen Filmfestivals vom 16. bis 26. Februar wieder als Marketingtool für die Kinostarts der kommenden Wochen.

Foto: picture alliance

Loch im Berlinale-Etat: Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) muss nochmals 2,2 Millionen Euro auf den geplanten Zuschuss von 10,7 Millionen Euro drauflegen.

Andere Filmländer werden dagegen schmerzlich vermisst. Skandinavische Produktionen müssen ebenso wie Filme und Serien aus Osteuropa mit der Lupe in dem Angebot von mehr als 300 Titeln gesucht werden. Russland ist nur mit einer minoritären Koproduktion vertreten. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die Ukraine. Präsident Wolodymyr Selenskyi wird sich wahrscheinlich mit einem Grußwort zur Eröffnungs-Gala aus Kiew melden, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) beim Gespräch des Kulturausschusses mit dem Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, in der vergangenen Woche verriet.

Sean Penn mit neue Doku im Programm

Oscar-Preisträger Sean Penn stellt seine Dokumentation "Superpower" über den Widerstand der Ukrainer gegen den russischen Angriffskrieg vor. Mit 200.000 Euro beteiligt sich Deutschland an einem Europäischen Unterstützungsprogramm für ukrainische Filmemacher. Am Rande der Berlinale stellt sich eine Initiative vor, die Filmemachern aus Belarus die Weiterarbeit im Exil erleichtert. Auch andere Konfliktregionen wie der Iran und der Jemen werden im Programm und bei weiteren Aktivitäten in den Fokus gerückt.

Die Berlinale will ihren Ruf als politisches Festival verteidigen. Künstlerisch hat sie zu kämpfen. Carlo Chatrians Hauptaugenmerk liegt auf der von ihm ins Leben gerufenen Wettbewerbsreihe "Encounters". Einst gestartet mit acht Titeln, wetteifern jetzt 16 Filme um die Gunst der Jury.

Hauptwettbewerb mit 18 Filmen

Unter den 18 Filmen des Hauptwettbewerbs sind die neuen Arbeiten von Margarethe von Trotta, Emily Atef, Angela Schanelec, Christian Petzold und Christoph Hochhäusler, die alle bereits mehrmals um den Goldenen Bären konkurrierten. Neben dem hohen Anteil deutscher Filme wurde international auch kritisch kommentiert, dass drei Titel keine Weltpremieren sind. In Berlin fehlt zudem die Mischung, die die Konkurrenz in Venedig und Cannes auszeichnet. Neben Filmen etablierter Altmeister laufen dort die aufregenden Werke von Newcomern. Im Wettbewerb der Berlinale laufen drei mit Spannung erwartete Debüts. Die Namen großer internationaler Regiemeister werden dagegen vermisst.

Trotzdem werden wieder mehr als 300.000 Besucher erwartet. Auch der Filmmarkt, einer der drei großen Finanzierungsbausteine, ist nach den Corona-Jahrgängen wieder ausgebucht. Hier entscheidet sich das künftige Schicksal eines Films, und ein Bär zahlt sich aus. Laily Stiehler, Gewinnerin des Drehbuchpreises, präsentierte "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" persönlich in Kairo. Bären Vorjahrs-Gewinner "Alcarràs" wurde in 30 Länder verkauft, lockte in Spanien 600.000 Zuschauer an und ist für den Oscar vorgeschlagen. Bei den Nominierungen für die bedeutendsten Jahrespreise wurde er jedoch für zu leicht befunden. Dort räumen die Filme von den Festivals in Cannes, Venedig, Toronto und Telluride ab.

Steigende Kosten und ein Rückgang bei den Einnahmen durch das Sponsoring

Trotz des ausgebuchten Europäischen Filmmarktes zeichnete sich früh ein Loch im Berlinale Etat von rund 28 Millionen Euro ab. Die Einnahmen durch das Sponsoring gingen zurück. Dazu kommen die gestiegenen Energiepreise. 2,2 Millionen Euro muss Claudia Roth nochmals auf den geplanten Zuschuss von 10,7 Millionen Euro drauflegen. Eine weitere Unbekannte bleibt, inwieweit das Publikum die gestiegenen Ticketpreise akzeptiert. Die Platzkapazitäten im Cinemaxx am Potsdamer Platz haben sich zudem durch den Umbau um 50 Prozent verringert. Der Friedrichstadt-Palast ist geschlossen, dafür wird die Music Hall in Friedrichshain genutzt.

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Der Traum von einem Festival der kurzen Wege ist nun endgültig geplatzt, nachdem er bereits durch die Einführung neuer Reihen unter Dieter Kosslick ins Wanken geriet. Die Zukunft des Standortes Potsdamer Platz insgesamt steht sogar in den Sternen, auch wenn die Mietverträge für den Berlinale-Palast und die Büros der Mitarbeiter langfristig gesichert sind. Geschlossen wird dagegen das Filmhaus im Februar 2025. Das Arsenal - Institut für Film und Videokunst zieht dann mit seinem Kino und dem Forum-Programm in den Wedding. Nach dieser Entscheidung muss der Raumbedarf für einen Filmhaus-Neubau auf dem Parkplatz neben dem Gropius-Bau neu berechnet werden, da nur noch Berlinale, Stiftung Deutsche Kinemathek und die Vision Kino dort einziehen sollen. Sogar alternative Standorte werden geprüft. Nur Optimisten rechnen daher mit der Eröffnung des neuen Filmhauses im Jahre 2030.