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Deutsche Handelsbeziehungen : Die Abhängigkeit von China ist oft kleiner als angenommen

China sei als Handelspartner zwar wichtig, dürfe aber auch nicht überschätzt werden. Das befanden Experten in einer öffentlichen Anhörung des Wirtschaftsausschusses.

12.04.2024
2024-04-12T15:10:39.7200Z
2 Min

Die wirtschaftliche Abhängigkeit von China ist nicht so groß, wie oft angenommen und kommuniziert wird. Darin waren sich die Sachverständigen in einer öffentlichen Anhörung des Wirtschaftsausschusses am Mittwoch einig. Wenn man einen nüchternen Blick auf die Daten werfe, werde deutlich, dass nur etwa neun Prozent des deutschen Außenhandels mit China liefen, sagte etwa Julian Hinz. Der Direktor für den Bereich Handelspolitik an der Universität Bielefeld und dem Kiel Institut für Weltwirtschaft, der auf Einladung der CDU/CSU-Fraktion sprach, sagte: "China ist als Handelspartner natürlich wichtig, wird aber häufig überschätzt". Wenn man vom Extremszenario, dem Kappen aller Handelsbeziehungen, ausgehe, dann wäre das nicht katastrophal", so Hinz. Dies bedeute im Umkehrschluss jedoch nicht, dass man in eine solche Situation hineinschlittern sollte.

Foto: picture alliance / CFOTO

China ist bisher der wichtigste Handelspartner der Europäischen Union. 2021 wurden zwischen China und der EU Waren im Wert von 696 Milliarden Euro gehandelt.

Die Anhörung beschäftigte sich mit den Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Deutschland und dem Schutz der kritischen Infrastruktur. Grundlage war ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion, die eine Kommission zur Überprüfung der sicherheitsrelevanten Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China fordert. Diese soll nach dem Willen der Unionsfraktion prüfen, "wie angesichts eines sich ändernden handels- und geopolitischen Umfelds und trotz eines globalen Wettbewerbs die Sicherheit und Verlässlichkeit unserer Wertschöpfungsketten, unserer Energie- und Rohstoffimporte im Rahmen der nationalen und europäischen Sicherheit verbessert werden können". Außerdem sollen bestehende Investitionen und Investitionsmöglichkeiten von chinesischen Investoren in die kritische Infrastruktur Deutschlands untersucht werden.

Dort, wo es keine strategischen Abhängigkeiten gebe, könne die Mehrheit der Wirtschaftsbeziehungen weiter problemfrei weiterlaufen, befand auch Mikko Huotari, Direktor MERICS Mercator Institute for China Studies, der auf Einladung der SPD-Fraktion bei der Anhörung sprach. Wenn es beispielsweise nicht um den Bereich der Rohstoffe gehe, seien die Beziehungen weiterhin positiv zu bewerten, so Huotari. Doch: "Der Handlungsdruck ist gewachsen, wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Experte thematisiert Risken beim Handel mit China

Tim Nicholas Rühlig , China Fellow bei der Generaldirektion I.D.E.A. in Brüssel, nannte vier zentrale Risikoansätze beim Handel mit China. Diese seien die Wertschöpfungsresilienz, die Fragen nationaler Sicherheit, der Schutz von Werten und Normen und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Der auf Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen geladene Sachverständige stimmte seinen Vorrednern zwar zu, dass der Handel mit China "in weiten Teilen unproblematisch" sei, aber es wichtig sei, dort klare Grenzen zu ziehen, wo es kritisch werde.

Von einer "veränderten Sachlage zur China-Politik" sprach der Abteilungsleiter Internationale Märkte des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Friedolin Strack. Diese spiegele sich wider in der China-Strategie der Bundesregierung, aber auch in der geänderten Haltung der Unionsfraktion zum Thema, so der von der FDP-Fraktion benannte Sachverständige.