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Kurz rezensiert : Kurz notiert

14.06.2011
2023-08-30T12:16:45.7200Z
3 Min

Dass die Chefsessel dieses Landes noch immer überwiegend männlich besetzt sind, ist die Schuld der Frauen. Die sind nämlich zu "vermaust" und "verhühnert", haben sich zurückgezogen in "Komfortzonen" und sehen dort der Heimkehr ihres Versorgers entgegen. Herausgefunden hat all das die ehemalige "taz"-Chefredakteurin Bascha Mika. In ihrem Buch "Die Feigheit der Frauen" rechnet sie mit ihren Geschlechtsgenossinnen ab, die genau jene Fehler gemacht haben, die Mika selbst in ihrem Leben vermieden hat: die gute Ausbildung und alle Karrierechancen in den Wind zu schießen, um Kinder in die Welt zu setzen und im kuscheligen Heim den Widrigkeiten der rauen Arbeitswelt zu entgehen. Mika dagegen hat bewusst auf Kinder verzichtet und Karriere gemacht.

Mika wäre ihr Erfolg auch uneingeschränkt zu gönnen, wenn sie ihren eigenen Lebensentwurf nicht zur Blaupause des idealen weiblichen Daseins stilisieren würde. Denn dass eine Frau auch glücklich sein kann, wenn sie sowohl berufliche Selbstverwirklichung als auch privates Familienglück will und dafür Kompromisse einzugehen bereit ist, kann Mika nicht glauben. Auch wenn sie in ihrem Buch durchgehend von "Wir" spricht, auf Augenhöhe ist sie mit ihren Leserinnen nicht. Dafür argumentiert sie zu sehr von oben herab und schreit ihre Erkenntnisse so laut heraus, dass die Leserin sich die Ohren zuhalten möchte. Dabei hat Mika in einem Punkt recht: "Wir" müssen darüber reden, wie Frauen beruflich weiterkommen und trotzdem eine Familie haben können. Aber vielleicht lieber mit jemandem, der auch zuhört.

Bascha Mika:

Die Feigheit der Frauen. Rollenfallen und Geiselmentalität.

C. Bertelsmann, München 2011; 255 S., 14,99 €

Der reißerische Titel des Buches des ARD-Redakteurs Markus Frenzel verursacht düstere Gedanken. Nach der Lektüre kann der Leser jedoch beruhigt aufatmen: Der Vorwurf lautet nicht, die Bundesregierung unterstütze Kriegsverbrecher und verstecke massenhaft Leichen unter dem Kanzleramt. Vielmehr handelt die erste Reportage des Journalisten von einen Rebellenchef im Kongo, der aus seiner Mannheimer Unterkunft heraus den Bürgerkrieg in seiner Heimat steuerte. Diese Geschichte gehört zu den interessanteren Kapiteln des Buches. Die übrigen Teile sind eher langweilig: seitenlang zitiert der Autor aus Presseerklärungen und gibt Telefonate wider.

Im Kern beschäftigt sich Frenzels Buch mit dem Aufenthalt einiger Verbrecher aus Afrika und Usbekistan in Deutschland. Dabei kommt die Entwicklungshilfepolitik nicht gut weg, nicht zuletzt weil sie die Recherchen des Journalisten nur unzureichend unterstützte. Konkret wirft Frenzel der Regierung Merkel Finanzhilfen für Kriegsverbrecher und damit indirekt Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Die Hilfen der rot-grünen Bundesregierung für Fidel Castro, die Volksrepublik China und andere "Demokratien" verschweigt er hingegen. Die Informationen des Journalisten stammen aus Randnotizen eines unbekannten Ministeriumsbeamten zum "Afrika-Konzept der Bundesregierung".

Richtig ist, dass die Zahl der Kriegsverbrechen und der Bürgerkriege in Afrika und Asien unerträglich hoch ist. Richtig ist aber auch, dass für diese Taten nicht Deutschland zur Verantwortung zu ziehen ist.

Markus Frenzel:

Leichen im Keller. Wie Deutschland internationale Kriegsverbrecher unterstützt.

Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011; 434 S., 14,90 €