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BILDUNG SPD-Fraktion fordert Alphabetisierungsprogramm

14.06.2011
2023-08-30T12:16:45.7200Z
2 Min

Etwa 14,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland kann nicht ausreichend lesen und schreiben - das sind 7,5 Millionen Menschen. Sie leiden am sogenannten funktionalen Analphabetismus: Sie können zwar einzelne Sätze lesen und schreiben, nicht jedoch zusammenhängende - auch kürzere - Texte. Von Analphabetismus im engeren Sinne - das heißt sie können zwar einzelne Wörter, nicht aber ganze Sätze lesen und schreiben - sind immerhin rund 2,3 Millionen Menschen betroffen. Und 300.000 können nicht mal ihren Namen schreiben.

Das sind die Ergebnisse der Studie "leo. - Level-One Studie", die 2010 im Auftrag des Bundesbildungsministeriums als erste Studie in Deutschland die Größenordnung des Analphabetismus bei den 16- bis 64-Jährigen untersucht hat.

Halbierung der Quote

Diese Analphabetenquote ist deutlich zu hoch, findet die SPD-Fraktion und fordert in einem Antrag (17/5914), der am vergangenen Donnerstag im Plenum beraten und in die Ausschüsse überwiesen wurde, die Halbierung der Analphabetenzahl. In ihrem Antrag fordert sie die Bundesregierung unter anderem auf, so schnell wie möglich mit Ländern und Kommunen einen Grundbildungspakt zu schließen. Im Rahmen des Paktes soll der Bund 20 Millionen Euro für unterschiedliche Programme bereitstellen.

Dass die Analphabetenrate deutlich zu hoch ist, darin stimmen auch die übrigen Fraktionen mit der SPD überein. Allerdings sehen die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP keinen Nachholbedarf beim Regierungshandeln. Das Bildungsministerium stelle im Rahmen der Alphabetisierungsdekade der Vereinten Nationen von 2003 bis 2012 rund 50 Millionen Euro für Projekte zur Verfügung. Zudem habe die Regierung im Frühjahr mit den Ländern ein breites gesellschaftliches Bündnis erarbeitet. Der Antrag der SPD sei bereits überholt, zeigt sich der Unionsabgeordnete Marcus Weinberg überzeugt.

Das sieht Petra Hinz (Bündnis 90/Die Grünen) ganz anders. Der von der Regierung angekündigte Grundbildungspakt käme reichtlich spät und sei in seiner Ausgestaltung zu unkronket. Rosemarie Heid (Die Linke) hingegen geht der SPD-Antrag nicht weit genug. Dieser ziele vor allem auf die Bekämpfung der Symptome, kritisiert sie. Er vernachlässige die Ursachen, die in der Abhängigkeit von Bildung und sozialer Situation der Menschen zu finden seien.