Solar treibt Entwicklungsländer an
ZUSAMMENARBEIT
Die Nutzung Erneuerbarer Energien in Entwicklungs- und Schwellenländern wird von Experten begrüßt, wirft jedoch eine ganze Reihe entwicklungspolitischer und technischer Fragen auf.
Paul van Son von der Desertec Industrial Initiative nannte bei einer Anhörung im Entwicklungsausschuss am vergangenen Mittwoch die Gewinnung von Solarstrom aus der Sahara einen "Motor für eine nachhaltige Entwicklung in Nordafrika und in den Ländern des Nahen Ostens." Er verwies auf einen damit verbundenen Technologie- und Know-How-Transfer, auf Arbeitsplätze beim Bau und Unterhalt der Anlagen und auf Einnahmen aus dem Stromexport für die Staaten. Albrecht Kaupp von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) bremste diesen Optimismus: Der Export von Solarstrom sei beim derzeitigen Stand der Technik nur eine Option für die Länder Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen über Unterseekabel im Mittelmeer. Zudem müssten in Nordafrika "schlechte Subventionen" in Energie aus Öl und Gas in "gute Subventionen" für Erneuerbare Energien umgeschichtet werden. Solarstrom müsse bezahlbar für die Bevölkerung in Nordafrika und zugleich wettbewerbsfähig in Europa sein. Adel Khalil vom Regionalen Zentrum für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz in Kairo (RCREEE) sprach von einer Win-win-Situation. Ein Quadratkilometer Wüste biete das Äquivalent von zwei Millionen Barrel Öl. Bau und Unterhalt von Solarkraftwerken würden zwischen drei und zehn Arbeitsplätze pro Megawatt Leistung schaffen, sagte Khalil. Allerdings könnte Nordafrika den "riesigen Investitionsbedarf" nicht allein stemmen.
Stephan Opitz von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) lenkte den Blick auf "mehr als eine Milliarde Menschen" ohne jeglichen Zugang zu Strom. Dezentrale Solaranlagen, so genannte "Solar-Home-Systems", könnten in entlegenen Gegenden die unter dem Strich teureren Dieselgeneratoren ersetzen. Eine große Hürde seien allerdings die Anschaffungskosten für die bettroffenen Menschen. "Wenn man sich in diesem Bereich nur auf Marktmechanismen verlässt, führt das nicht zum Erfolg" ergänzte Joy Glancy von der Universität Twente (Niederlande). Volker Wachenfeld von der SMA Solar Technology AG nannte dezentrale Solarstromnutzung bei allen genannten Grenzen als geeignetes Instrument, um "Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten". Vielversprechend sei etwa der Aufbau lokaler Solarstromversorgungen für ganze Dörfer mit Mikronetzen.