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Das Geheimnis der Prognosen

WIRTSCHAFT II Nach einem schwachen vierten Quartal 2012 geht die Regierung mit ihrer Schätzung für 2013 auf Nummer sicher

21.01.2013
2023-08-30T12:23:52.7200Z
2 Min

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie auf die Zukunft gerichtet sind, spottet der Volksmund über die Arbeit von Wirtschaftsgutachtern, Steuerschätzern und anderen Experten. Zu deren Instrumenten scheint oft genug die Glaskugel zu gehören. In der Tat leisteten sich Ratingagenturen die größte Fehleinschätzung ihrer Geschichte, als sie dem amerikanischen Finanzinstitut "Lehman Brothers" noch kurz vor dem Zusammenbruch 2008 Bestnoten ausstellten, was viele Anleger noch zum Kauf von Lehman-Produkten verführte. Mit dem Zusammenbruch von Lehman begann die internationale Finanzkrise, die immer noch nicht überwunden ist.

Krise wirkt nach

Sichtbar werden die Auswirkungen der Krise an der jüngsten Wachstumsprognose der Bundesregierung im Jahreswirtschaftsbericht (17/12070), der am Mittwoch vom Kabinett beschlossen und am Donnerstag im Bundestag debattiert wurde. Die Bundesregierung hatte noch im letzten Jahr mit einer stärkeren Erholung der Wirtschaft und einem Wachstum bis zu einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts gerechnet. Ganz vorsichtig wurde die Prognose für 2013 jetzt auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum zurückgenommen. Hauptgrund dafür war das sehr schwache vierte Quartal des letzten Jahres. Arbeitslosigkeit und Beschäftigtenstand dürften im neuen Jahr fast unverändert bleiben. Auch wenn ein Wachstum von 0,4 Prozent nicht besonders erfolgreich aussieht, so werde die deutsche Wirtschaft spürbar kräftiger wachsen als der Durchschnitt der Eurozone (plus 0,16 Prozent), heißt es im Jahreswirtschaftbericht. 2012 hatte das deutsche Wachstum 0,7 Prozent Prozent betragen, während in der Eurozone insgesamt Stillstand herrschte und die Wirtschaft in einigen Ländern wie Griechenland sogar schrumpfte.

Wie unsicher Prognosen sein können, räumt die Regierung selbst ein, wenn sie von ihren "zentralen Annahmen" zur europäischen Schuldenkrise schreibt: "Es kommt zu keinen weiteren negativen Entwicklungen, in deren Folge die Verunsicherung der Marktteilnehmer steigt. Der Finanzsektor bleibt stabil." Die nach wie vor nicht ausgestandene Schuldenkrise in einigen Ländern der Eurozone stelle das größte Risiko dar.

Im letzten Jahr hatten die Prognostiker der Bundesregierung mit ihrer Voraussage für 2012 einen Volltreffer gelandet: Sie hatten den Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts auf 0,7 Prozent geschätzt und Recht behalten. Die führenden Forschungsinstitute und auch internationale Organisationen waren durchweg pessimistischer gewesen und von Wachstumsraten zwischen 0,3 und 0,6 Prozent ausgegangen. Manchmal sind Fehlprognosen erfreulich: Die Bundesregierung hatte mit einem Beschäftigungszuwachs von 220.000 im letzten Jahr gerechnet. Tatsächlich waren es mit 420.000 fast doppelt so viele neue Stellen.