Am Haupteingang zum Oktoberfest an der Münchner Theresienwiese explodierte am 26. September 1980 ein Sprengsatz. Die in einem Abfalleimer deponierte Bombe tötete 13 Menschen, über 200 wurden verletzt. Die Ermittlungsbehörden identifizierten schnell den beim Anschlag getöteten 21 Jahre alten Studenten Gundolf Köhler als Alleintäter.
Mehr als 30 Jahre lang untersuchte der Münchner Journalist Ulrich Chaussy den Terrorakt. Als Quellen dienten ihm unter anderem die Ermittlungsakten, die man ihm 1983 zugespielt hatte. Daraufhin warf er dem Staatschutz in der ersten Fassung seines 1985 erschienenen Buches vor, wichtigen Hinweisen von Augenzeugen weder nachgegangen zu sein, noch sie richtig interpretiert zu haben. Stattdessen hätten sich die Ermittler von Anfang an auf Köhler als Einzeltäter festgelegt. Dass er nachweislich zwei Mal mit Mitgliedern der Wehrsportgruppe Hoffmann trainiert und deren rechtsextreme Gesinnung geteilt hatte, habe während der Ermittlungen keine Rolle gespielt. In der aktualisierten Fassung seines Buches stützt sich der Autor vor allem auf Augenzeugenberichte: Danach wurde der Täter zusammen mit mehreren Personen unmittelbar vor der Explosion gesehen.
Nach dem Anschlag vom September 1980 machten konservative Politiker die amtierende sozial-liberale Bundesregierung, insbesondere den damaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP), für den Terrorakt verantwortlich. Unions-Kanzlerkandidat Franz Josef Strauß (CSU) suchte das Ereignis für seinen Wahlkampf auszuschlachten und warf Baum vor, den politisch motivierten Terrorismus zu verharmlosen. Dabei hatte Strauß selbst das Treiben der Wehrsportgrupe Hoffmann wiederholt heruntergespielt.
Chaussy zieht Parallelen zwischen dem Anschlag von 1980 und den NSU-Morden: In beiden Fällen hätten die Staatsschutzorgane viel zu lange weggesehen beziehungsweise die Täter unter ausländischen Kriminellen gesucht. Sein Fazit lautet: Das Verdrängen des rechten Terrors begann bereits in München.
Oktoberfest. Das Attentat. Wie die Verdrängung des Rechtsterrors begann.
Ch. Links Verlag, Berlin 2014; 269 S., 19,90 €