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Kurz rezensiert

24.10.2016
2023-08-30T12:30:09.7200Z
2 Min

Für seine Bücher erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt (1998) und den Prinz-von-Asturien-Preis (2013). Der bekannte Soziologe Zygmund Bauman wurde 1925 in Posen geboren, seine polnisch-jüdische Familie überlebte den Holocaust durch ihre Flucht in die Sowjetunion. 1971 floh er erneut, dieses Mal aus dem kommunistischen Polen nach Großbritannien, wo er zuletzt an der University of Leeds forschte und lehrte. Der zweifache Flüchtling weiß also, wovon er spricht, wenn er über die "Angst vor den anderen" schreibt.

In seinem klugen Essay kritisiert der Autor fremdenfeindlich eingestellte Politiker, die bewusst Ängste schüren, um sie gegen Flüchtlinge zu instrumentalisieren. Die Medien befeuerten die Krisenstimmung weiter mit alarmistischen Berichten über den bevorstehenden Untergang Europas; nach ihrer Lesart sei das Leben, so wie wir es kennen, bedroht. Im Ergebnis führen solche Szenarien nach Baumann zu einer "moralischen Panik", die nur den Rechtspopulisten nützt und zugleich die Menschen zusätzlich verunsichert, die bereits unter Existenz- und Zukunftsängsten leiden.

Der Soziologe kritisiert die "von fatalen Fehlurteilen geleiteten, unglückseligen und verhängnisvollen militärischen Interventionen in Afghanistan und im Irak". Sie hätten dazu geführt, dass sich noch mehr Flüchtlinge und Asylsuchende auf den Weg nach Europa aufgemacht hätten. Auch wegen dieser Destabilisierungen im "Gefolge falsch kalkulierter, irrsinnig kurzsichtiger Politik" des Westens stünden plötzlich Fremde vor unseren Türen, die "Boten des Unglücks", wie sie Bertolt Brecht genannt hatte. Einen schnellen Ausweg vermag der Autor nicht zu erkennen, vielmehr würden auch in Zukunft Migranten und Flüchtlinge nach Europa kommen.

Bauman empfiehlt daher, von der "selbstmörderischen Politik" der Abschottung und Entfremdung gegenüber den Migranten abzulassen. Die Rettung liege nicht in gesellschaftlicher Spaltung, sondern in der "Verschmelzung".