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Parlamentarisches Profil : Der Autoingenieur: Dirk Spaniel

18.12.2017
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3 Min

G erade zwei Jahre Parteimitglied, jetzt schon im Bundestag. Solche politische Karrieren bietet derzeit wohl nur die AfD. Der Stuttgarter Dirk Spaniel hatte zuletzt zwei Jahrzehnte lang beim Daimler-Konzern als Ingenieur gearbeitet, bevor er sein neues Leben als Politiker startete. Mobilitätsthemen sind sein Steckenpferd geblieben. Spaniel hat im Jahr 2000 über Brennstoffzellenfahrzeuge, eine Spezialform von E-Autos mit Wasserstofftanks, promoviert. Später war er Versuchs- und Entwicklungsingenieur bei Daimler und hatte dort verschiedene Leitungsfunktionen im Triebstrangbereich und bei Fahrdynamikversuchen inne.

In der Debatte über E-Autos hat der 46-Jährige eine klare Meinung: "Die Elektromobilität wird kommen, ob wir wollen oder nicht." In China und den USA würden E-Motoren stark protegiert, das beeinflusse den Weltmarkt. Gleichwohl fordert der Autoingenieur für Deutschland mit seinen Spitzenleistungen bei Verbrennungsmotoren: "Man sollte nichts tun, um bestehende Technologien hierzulande zu benachteiligen. Genauso falsch wäre es, E-Mobilität zu fördern, denn am Ende müssen Industrieprodukte mit Gewinn verkauft werden." Der Umstieg der Autokonzerne auf Elektromobilität solle erleichtert werden. Spaniel: "Das heißt aber nicht, beim Kunden die E-Mobilität zu fördern."

Fahrverbote für Dieselautos in deutschen Innenstädten sind für Spaniel der falsche Weg. "Wir müssen verhindern, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen benachteiligt werden. E-Mobilität wird in den nächsten Jahren ein Privileg für reiche Schichten sein, denn es gibt noch keine billigen Elektroautos." Wenn es allerdings gelinge, E-Autos auf Langstrecken schneller nachzuladen und die technischen Einschränkungen zu reduzieren, werde die Kundenakzeptanz wachsen. Allerdings: "Unter Umweltaspekten ist der Nutzen von E-Autos noch nicht erwiesen", sagt Dirk Spaniel. Es gebe zwar keine lokalen Emissionen der Autos, in der Wirkungskette der Produktion sei der E-Wagen aber nicht besser als ein Kfz mit Verbrennungsmotor.

Bei allem müssten die Arbeitsplätze im Blick bleiben, mahnt Spaniel. "Beim Verzicht auf Verbrennungsmotoren droht die Gefahr, dass wir die Autoindustrie aus Deutschland verbannen. Ein Großteil der Wertschöpfung findet bei E-Autos im Ausland statt." Ganze Verarbeitungsschritte würden beim Verbrennungsmotor-Ende ersatzlos entfallen. Die Autoindustrie sieht bis zu 600.000 Jobs gefährdet. In seiner Studienzeit in Lansing (Michigan) hat Spaniel den Niedergang der US-Autoindustrie im nahegelegenen Detroit erlebt - das ist ihm ein Menetekel.

Im Entwickler von E-Autos schlagen bei dem Thema zwei Herzen in einer Brust. Spaniel räumt ein: "Das E-Auto ist das bessere Auto, schneller, bequemer, sportlicher." Es müsse nur mehr Reichweite bekommen und die Batterieproduktion verbilligen. Von der Debatte, 2030 auf E-Autos umzusteigen, hält der Maschinenbauingenieur aber nichts. "Ich glaube, dass sich E-Autos sehr viel schneller durchsetzen werden. Die technische Entwicklung verläuft eher exponentiell als linear."

Wie kam Spaniel zur AfD? Der gebürtige Marburger hatte außer einer Mitgliedschaft in der Jungen Union Ende der 1980er Jahre kein politisches Leben. Im November 2015 trat er in die AfD ein. "Ich bekam zuerst beim Thema Banken- und Euro-Rettung Zweifel, ob die Etablierten richtig lagen." Mächtig Zweifel hatte er auch bei der Energiewende. Den Ausschlag gab die Flüchtlingswelle 2015/16. Spaniel: "Ich habe etablierte Politiker gefragt, ob ihnen klar sei, was das alles für Kosten verursachen wird und wie viele Menschen in einigen Jahren hier leben werden." Er habe keine vernünftigen Antworten bekommen, "sondern nur kindliche Naivität ohne Projektion der Zukunft" festgestellt. Da habe er sich zum Engagement bei der AfD entschlossen, die als einzige Partei Front gegen diese Entwicklungen machte.

2017 wurde er auf Platz 10 der baden-württembergischen Landesliste für die Bundestagswahl aufgestellt. Spaniel zog in den Bundestag ein und führt nun die elfköpfige AfD-Landesgruppe. Was erwartet er vom politischen Leben in Berlin? "Ich musste immer schon neue Dinge machen. Ich will auch im Parlament versuchen, Probleme schnell und effizient zu lösen." Im Ausschuss für Verkehr und/oder Energie sieht er sich am liebsten. Was bleibt dem verheirateten Vater einer zehnjährigen Tochter als Hobbys? Mountainbikefahren und Regattasegeln -"am liebsten auf dem Bodensee und in der Ostsee".