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Vor 65 Jahren... : Sowjetischer »Bluff«?

27.02.2017
2023-08-30T12:32:16.7200Z
1 Min

10.3.1952: Erste Stalin-Note Ein vereintes Deutschland. Souverän und demokratisch. Und das schon wenige Jahre nach Kriegsende. Das Angebot, das der sowjetische Partei- und Regierungschef Josef Stalin den Westalliierten am 10. März 1952 unterbreitete, klang verlockend. Doch die USA, Frankreich und Großbritannien lehnten die Stalin-Note ab. Die sowjetische Bedingung, dass Deutschland ein neutraler Staat werden sollte, war für sie nicht diskutabel. Zudem zweifelten sie an der Aufrichtigkeit des Angebots.

Washington, Paris und London waren überzeugt, dass Stalin mit seinem Vorschlag die Westintegration der Bundesrepublik stören wollte und nicht bereit war, die DDR tatsächlich aufzugeben. Dort wurde die Stalin-Note begeistert aufgenommen: DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl dankte "Generalissimus Stalin, für diese große Hilfe". Unterdessen wurde in der Bundesrepublik kontrovers diskutiert. Während Kanzler Konrad Adenauer (CDU) den Vorstoß als "Bluff" wertete und entschieden ablehnte, plädierte die SPD um ihren Parteichef Kurt Schumacher dafür, das sowjetische Angebot genau zu prüfen. Die Diskussion sollte Jahre anhalten: Noch 1970 nannte der SPD-Fraktionsvorsitzende Herbert Wehner Adenauers damalige Haltung ein "historisches Versäumnis" und einen "schwerwiegenden Denkfehler". Am 25. März 1952 wiesen die Westmächte Stalins Angebot ab - verbunden mit der Forderung nach freien Wahlen als Voraussetzung für eine gesamtdeutsche Regierung. Bis September wurden weitere Noten ausgetauscht. Ohne Ergebnis. Benjamin Stahl