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Kurz REZENSIERT

25.03.2019
2023-08-30T12:36:19.7200Z
2 Min

Paul Collier, Professor an der Universität Oxford, gehört zu den weltweit renommiertesten Wirtschaftswissenschaftlern. Er leitete die Forschungsabteilung der Weltbank und untersuchte den Zusammenhang zwischen Armut, Kriegen und Migration. Sein neuestes Buch ist eine Streitschrift für eine gerechtere Gesellschaft und ein Loblied auf den sozialen Kapitalismus. Der Ökonom beschreibt die "tiefen Risse", die den Zusammenhalt der Gesellschaften bedrohen. Die Ursachen führt er auf Geographie, Bildung und unterschiedliche Wertvorstellungen zurück. Collier geht es nicht nur um die "reichen Gesellschaften".

Reiche Menschen aus armen Staaten würden ihr Geld entweder außer Landes schaffen oder emigrieren, wenn sie gebildet sind. So hätten 85 Prozent der jungen Fachkräfte Haiti verlassen, während Afrika jedes Jahr 200 Milliarden Dollar durch Kapitalflucht verliere. Beihilfe leisteten willige Anwälte in London oder Schweizer Banken. Vor allem der Exodus des "Humankapitals" belaste Afrika: Zwar sei die Reaktion der Menschen nachvollziehbar, die sich in Europa oder Amerika eine Chance auf ein besseres Leben in Würde und Wohlstand erhofften. Dennoch sieht Collier dieses Verhalten kritisch, schließlich blieben die Verpflichtungen ausgeklammert, gegen die die Auswanderer verstoßen würden. Immerhin könnten die reichen Gesellschaften etwas gegen diesen Exodus unternehmen, sie müssten den armen Gesellschaften erlauben aufzuschließen. Ihnen fehlten vor allem "unsere Unternehmen, die Menschen produktiv machen". Daher solle man Betriebe aus den reichen Staaten ermuntern, Beschäftigungswunder in den armen Ländern zu vollbringen.

Collier verortet sich selbst weder als rechts noch links. Freilich spricht er sich für einen "aktiven Staat" aus und fordert die Unternehmen zu einem ethisch gerechten Verhalten auf. Seine Rezepte vermögen jedoch nicht immer zu überzeugen: So plädiert er für höhere Grundsteuern in den Metropolen. Dabei wohnen dort auch nicht nur reiche Menschen.