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Aufgekehrt : Das schlichte Wahlvolk

15.07.2019
2023-08-30T12:36:24.7200Z
2 Min

Zugegeben, die Postenvergabe in der Politik ist dem schlichten Wahlvolk schwer zu erklären. Und ja, mit der möglichen Beförderung zur Präsidentin der EU-Kommission hatte auch die umwerfend selbstbewusste Ursula von der Leyen nicht gerechnet. Warum auch? Hat die Verteidigungsministerin nicht eben erst aus Versehen die größte Entmilitarisierung seit dem Versailler Vertrag angezettelt? Musste sie nicht im Kreuzfeuer des Bundestags-Untersuchungsausschusses zu umstrittenen Beraterverträgen hinter hohen Aktenbergen in Deckung gehen? Stand sie nicht kurz vor dem politischen "Grounding"?

Nein. Denn: Wer nicht gewählt wird, wird eben erwählt. Zweitens.: Wenn zwei sich streiten, kann auch ein verglühender Stern wieder leuchten. Und drittens: Der französische Präsident Emmanuel Macron interessiert sich nicht für Ausschüsse, Parlamente, Wahlen, Mehrheiten, das ganze Demokraten-Gedöns. Er hätte die Sache auch ohne großes Aufsehen einvernehmlich mit sich selbst geregelt, wenn die Deutschen nicht immer gleich so beleidigt wären. Also haben Macron und Merkel wie üblich in Streitfragen "Alexa" bemüht, die stets mithört und evidenzbasierte Vorschläge macht. "Alexa, schlag einen Kommissionspräsidenten vor." Dass Alexa sodann auf von der Leyen kam, hat einen simplen Grund. Macron und Merkel hatten sich kurz vorher über den schicken beigen Hosenanzug der Ministerin unterhalten, der Algorithmus hat das folgerichtig als Prioritätensetzung interpretiert. M&M waren jedenfalls begeistert, von der Leyen natürlich auch. Die in der Spitzendiplomatie bewährte Methode soll demnächst auch beim Konklave und bei der Auswahl von Astronauten zum Einsatz kommen. Claus Peter Kosfeld