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Kurz Rezensiert

28.10.2019
2023-08-30T12:36:29.7200Z
2 Min

Die Bücher des Genetikers und Anthropologen Jared Diamond ("Der dritte Schimpanse" und "Kollaps") gehören zu den Weltbestsellern. Für sein Werk "Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften" erhielt er 1997 den renommierten Pulitzer Preis. Wie keinem anderen gelingt es Diamond, die komplizierten historisch-politischen Ereignisse in einzelnen Staaten und Regionen mit globalen Entwicklungen in Beziehung zu setzen. Auch in seinem neuen exzellenten Buch analysiert er die Krisen verschiedener Nationen und legt überzeugend dar, warum und vor allem wie sie diese Brüche überwinden konnten.

Diamond deckt zudem Parallelen zwischen Ländern auf, die ähnliche Staatskrisen durchlebten: Finnland und Japan, Chile und Indonesien, Deutschland und Australien. Die Krisen kamen meist völlig überraschend als Reaktion auf Schocks, ausgelöst entweder durch andere Staaten oder innenpolitische Ereignisse. Im Falle Deutschlands beschreibt er die Krise der Nachkriegszeit, die die Deutschen dank den Erfolgen der sozialen Marktwirtschaft und der Akzeptanz des demokratischen Regierungssystems meisterten. Gleichzeitig musste sich das Land mit dem Erbe des Nationalsozialismus auseinandersetzen, dem Aufbegehren der 68er-Generation und dem Trauma der Teilung. Ein wesentliches Merkmal der Krisenbewältigung war laut Diamond vor allem die Nachkriegs-Politik für Versöhnung mit den Nationen, die deutschen Gräueln zum Opfer gefallen waren. Gleichwohl stelle Deutschland einen Extremfall dar - "im Hinblick auf Selbstmitleid und Opfermentalität".

Härter als andere ermahnt der Autor seine eigene Heimat. In den USA identifiziert er vier Krisen: Neben einer wachsenden Ungleichheit die Unfähigkeit zum Kompromiss sowie die Wahlmanipulationen und den willkürlichen Ausschluss von Wahlberechtigten. Vor allem letzteres ist laut Diamond eines der schlimmsten Übel der USA.