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Vor 35 Jahren... : Heimtückische Fallen

18.11.2019
2023-08-30T12:36:31.7200Z
1 Min

30.11.1984: DDR baut letzte Selbstschussanlage ab. Berührte ein "Grenzverletzer" einen der im Grenzstreifen gespannten Drähte, löste er eine Sprengstoffzündung aus, die rund 100 Metallkugeln in seine Richtung feuerte. Tests an Tieren Ende der 1960er Jahre ließen laut einem Bericht "den sicheren Schluss zu", dass die Getroffenen "tödliche beziehungsweise so schwere Verletzungen aufweisen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, den Sperrzaun zu überwinden". Die Rede ist von den Selbstschussanlagen, die die DDR ab 1970 entlang der innerdeutschen Grenze installierte. Am 30. November 1984 wurde die letzte SM70, wie die Splitterminen offiziell hießen, von Grenzsoldaten des Regimes abgebaut.

Hintergrund war allerdings nicht, dass die DDR-Führung plötzlich pazifistisch wurde. Auch für die Interpretation, dass der Schritt eine Gegenleistung dafür war, dass der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) Ostberlin kurz vorher einen Milliardenkredit vermittelt hatte, gibt es keine Belege. Vielmehr war 1983 eine UN-Konvention für die DDR in Kraft getreten, die "Minen, heimtückische Fallen und andere Vorrichtungen" gegen "die Zivilbevölkerung" verbot. Die DDR war damals auf ihr internationales Image bedacht, war man der Staatspleite doch nahe und auf Kredite aus dem Westen angewiesen. Der Abbau der rund 60.000 Selbstschussanlagen, die auf einer Länge von etwa 447 Kilometern eingesetzt wurden, hatte mehr als ein Jahr gedauert. Wie viele Menschen von den Anlagen getötet wurden, ist unklar. Mindestens neun Opfer sind belegt, es dürften aber deutlich mehr gewesen sein. Benjamin Stahl