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FAMILIE : Angst vor Rückwärtsrolle

Geschlechtergerechtigkeit in der Corona-Krise

22.06.2020
2023-08-30T12:38:18.7200Z
2 Min

Frauen sind während der Corona-Krise besonders starken Belastungen ausgesetzt. Sie stellen den Großteil der Beschäftigten in jenen Berufen, die in der Pandemie als "systemrelevant" eingestuft wurden. Die Rede ist beispielsweise von Supermarktkassiererinnen, Pflegerinnen und Krankenschwestern im Pflege- und Gesundheitsystem. Zudem kommen Doppelbelastungen durch die Betreuung und Beschulung von Kindern, weil Kitas und Schulen schlossen. Zumindest an diesem Punkt waren sich die Fraktionen in der vergangenen Woche in der Debatte zum Thema Geschlechtergerechtigkeit einig.

Die Oppositionsfraktionen der FDP, der Linken und von Bündnis 90/Die Grünen warnten gar von einer Rolle rückwärts, der Wiederkehr alter Rollenbilder, und legten eine Reihe von Anträgen vor, wie dies zu verhindern sei. So fordern die Grünen (19/20038), das alle aktuellen Hilfsmaßnahmen und Konjunkturpakete durch eine beim Kanzleramt anzusiedelnde Stabsstelle einem Geschlechtergerechtigkeits-Check unterworfen werden. Auch die Steuer-, Arbeitsmarkt- und Familienpolitik soll überprüft werden auf ihre Auswirkungen auf die Geschlechter.

Homeoffice und Kinder Die FDP setzt sich für die Einberufung eines jährlichen "Zukunftsgipfels zur Emanzipation" (19/20052) ein und fordert, dass die Entschädigungszahlungen nach dem Infektionsschutzgesetz (19/20060) auch an Eltern gezahlt werden, die im Homeoffice arbeiten und ihre Kinder betreuen müssen, weil Kitas und Schulen geschlossen sind oder nicht im Regelbetrieb arbeiten.

Die AfD wiederum, die in der Debatte eine prinzipielle Benachteiligung von Frauen bezweifelte, fordert eine Änderung des Bundesgleichstellunggesetz (19/20069), damit zukünftig Männer ebenfalls über das aktive und passive Wahlrecht bei der Wahl von Gleichstellungsbeauftragten verfügen.

Die Koalitionfraktionen von CDU/CSU und SPD lehnten die Forderungen in den Anträgen, die zur weiteren Beratung in die Ausschüsse überwiesen wurden, zwar weitestgehend ab, teilten aber die Einschätzung, dass Frauen in der Corona-Krise sehr viel häufiger als Männer von Doppelbelastungen betroffen waren und sind.