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Pflege : Sorge um Senioren

In Heimen gelten strikte Abstands- und Hygieneregeln zum Schutz der Bewohner

20.07.2020
2023-08-30T12:38:20.7200Z
3 Min

Die Coronakrise hat einige Pflegeheime in eine dramatische Notlage gebracht mit vielen Infizierten unter Patienten und Personal. Bei einer Ansteckung mit dem Coronavirus Sars-Cov-2 sind vor allem ältere Menschen gefährdet, die oft an Vorerkrankungen leiden, was erklärt, warum manche Heime plötzlich zu Hotspots wurden, wo sich tragische Ereignisse abspielten.

Wie viele Infektionen mit dem Coronavirus es bislang in Pflegeheimen insgesamt gegeben hat, ist nicht genau bekannt, weil keine separate Statistik darüber geführt wird. Das Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht regelmäßig nur Sammelangaben, die sich nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) auf bestimmte Einrichtungen beziehen.

So werden nach §36 IfSG Infektionen in Pflegeeinrichtungen, Obdachlosenunterkünften, Asylbewerberunterkünften, sonstigen Massenunterkünften und Justizvollzugsanstalten zusammen erfasst. Aus dem aktuellen Lagebericht des RKI ergibt sich, dass es in diesen Einrichtungen bisher rund 18.300 Infektionsfälle unter den Bewohnern gegeben hat sowie rund 10.000 unter Mitarbeitern. Rund 3.600 Bewohner, hier vor allem Senioren in Pflegeheimen, sind an oder mit Covid-19 gestorben.

Die Pflegeheime sahen infolge der stark steigenden Infektionszahlen keine andere Wahl, als die Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, was viele Familien als besondere Härte wahrgenommen haben. Anfangs durften die bundesweit rund 800.000 Heimbewohner überhaupt keinen privaten Besuch mehr empfangen, im Mai wurde die Besuchsregel dann auf eine feste Kontaktperson erweitert. Inzwischen haben die Bundesländer, Kreise und kreisfreien Städte für Pflegeeinrichtungen jeweils spezifische Regelungen getroffen, die bei Bedarf aktualisiert werden. In den Heimen gelten jedoch weiter strikte Abstands- und Hygieneregeln, um die Bewohner nicht zu gefährden, was für viele alte Leute schwer auszuhalten ist.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, sprach angesichts der Pandemie von einer "immensen Herausforderung" gerade für Pflegeeinrichtungen. Es sei "ein ständiger Balanceakt, den Schutz vor einer Corona-Infektion und die Rechte der Bewohner auf Selbstbestimmung und Teilhabe in Einklang zu bringen", sagte er und fügte hinzu: "Und das wird nach allem, was wir wissen, auch noch länger so bleiben."

Westerfellhaus forderte, die weitreichenden Besuchsbeschränkungen bei sinkenden Fallzahlen immer wieder kritisch zu hinterfragen. Wichtig sei, die Pflegeeinrichtungen auf ihrem Weg zu einer neuen Normalität zu unterstützen, "vor allem durch einen breiten gesellschaftlichen und politischen Rückhalt".

Im Mai verabschiedete der Bundestag ein zweites Corona-Schutzpaket mit Hilfen für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige. Beschlossen wurden auch mehr Tests in Pflegeheimen, um Infektionsherde schnell zu erkennen. Getestet wird seither nicht nur bei einem begründeten Verdacht, sondern auch unabhängig von Symptomen.

Mit einem Bonus gewürdigt wird die verantwortungsvolle Arbeit der Pflegekräfte unter erschwerten Bedingungen. Beschäftigte in der Altenpflege erhalten gestaffelt eine einmalige Coronaprämie von bis zu 1.500 Euro. Experten fordern allerdings eine generell bessere Bezahlung der Pfleger. Für Unmut sorgte zudem, dass Krankenpfleger bei der Prämie leer ausgingen, obwohl auch sie zu den Berufsgruppen mit einem erhöhten Infektionsrisiko gehören.

Wie bedeutsam die gesellschaftliche Fürsorge für ältere Menschen in der Coronakrise ist, machte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Ende April im Bundestag deutlich, als sie mahnte: "Vergessen wir nie diese Menschen und die zeitweilige Isolation, in der sie leben müssen. Diese 80-, 90-Jährigen haben unser Land aufgebaut. Den Wohlstand, in dem wir leben, haben sie begründet."