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Parlamentarisches Profil : Der Gesundheitsexperte: Dietrich Monstadt

08.03.2021
2023-11-13T09:51:14.3600Z
3 Min

Er ist noch in Fahrt, das ist Dietrich Monstadt anzuhören. Seit den frühen Morgenstunden berät das Plenum über Lockerungsmaßnahmen und Wirtschaftspolitik im Lockdown - die Pandemie diktiert bis in die Mittagsstunden hinein die Agenda. Nun ist Monstadt, 63, CDU-Abgeordneter aus dem Wahlkreis Schwerin-Ludwigslust, zurück im Büro. "Da gibt es viel Gesprächsbedarf aus dem Wahlkreis", sagt er am Telefon. "Private Testzentren etwa fragen an, ob sie aus dem Markt gehen sollen", dabei würden sie noch weiterhin gebraucht. Die von Kanzlerin Angela Merkel, den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten beschlossenen zaghaften Lockerungen der pandemiebedingten Maßnahmen erscheinen auf den ersten Blick nicht wie leicht lesbare Kost. "Wir müssen kleinteilig sein, um zu vorsichtigen Öffnungsschritten kommen zu können", entgegnet er. Monstadt sitzt seit 2009 im Bundestag, und seitdem im Gesundheitsausschuss. "Die Kleinteiligkeit ist Ausfluss einer gewissen Flexibilität, die regionalen Umständen Rechnung trägt."

Kann er die Kritik am Föderalismus im Schatten von Corona nachvollziehen? "Es ist nachvollziehbar, dass die Leute sich wundern, wenn in Brandenburg die Baumärkte öffnen und in Berlin schließen - was dann gewissen Reiseverkehr auslöst", sagt er. "Wir brauchen aber regionale Verantwortungen und Einschätzungen." Insgesamt seien alle mit dem Föderalismus am besten bedient. "Wir sind bisher relativ gut durch die Abläufe gekommen, das lag auch am Föderalismus. Wenn mehr Ebenen überzeugt werden müssen, ist das in jedem Fall demokratischer." Dass Ost- und Westdeutsche die Coronamaßnahmen unterschiedlicher wahrnehmen würden als Nord- und Süddeutsche, sieht er nicht. Monstadt muss es wissen. 1991 siedelte er aus dem Westen in den Osten.

Geboren und aufgewachsen ist er in Bochum, studierte dort auch Jura. Doch seine Biografie ist kaum rasch erzählt. Ein Stadtkind ist er nicht. 800 Meter waren es vom elterlichen Bauernhof zum nächsten Haus, "ich war der Großknecht meines Vaters", scherzt er. Das Ländliche prägte ihn, die Leidenschaft fürs Jagen, die Lust am Restaurieren von alten Autos und Treckern. Nebenbei spielte er Wasserball, bis in die zweite Bundesliga, und Handball in der Oberliga, "zum Ausgleich"; das Studium finanzierte er sich zum Teil als Trainer. Noch immer in Bochum, begann Monstadt als Anwalt einer Kanzlei und ging dann für sie nach Schwerin, die Treuhand beratend. "Meine Mutter stammt aus dem Havelland, es gab bei mir immer einen Bezug zum Osten." Dort fand er eine neue Heimat. Das ländliche Lebensgefühl schien ihm im Schweriner Umland stärker ausgeprägt; in seiner alten Heimat rund um den Hof sei etwa an Jagen wie früher, wegen der fortschreitenden Zersiedelung, kaum mehr zu denken.

Monstadts Vater war CDU-Mitglied, die Familie "konservativ-protestantisch-unternehmerisch" geprägt. In Schwerin trat Monstadt auch zuerst der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) bei, bevor er das Parteibuch 1996 annahm. Es folgten kommunale Engagements wie im Kreisvorstand. Dann 2009 die Frage, wer im Wahlkreis für den Bundestag kandidiert. "Die Region ist eher sozialdemokratisch, da war die Schar derer, die sich für den Wahlkreis bewarben, überschaubar." Man fragte ihn. Und er gewann 2009 überraschend. "Der Wahlkreis vereint Land und Stadt", erklärt er, "vielleicht bin ich bei beidem vermittelbar." Verteidigt bei den Wahlen hat er ihn bis heute.

Monstadt ist auch Berichterstatter der Unionsfraktion für Diabetes und Adipositas. "Zucker ist gefährlicher als Rauchen", fasst er zusammen. Monstadt ist selbst Diabetiker, als er 2009 in den Bundestag einzog, "wurde das Krankheitsbild noch runtergespielt, heute ist es in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung gerückt" - ein Stück weit auch dank seiner Arbeit: Sechs Jahre hatte er mit an einer nationalen Diabetes-Strategie gearbeitet, die das Parlament im vorigen Jahr verabschiedete. Aber noch, sagt er, gebe es viel zu tun.