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Aufgekehrt : Es lebe die Zukunft!

In der Politik braucht es Zweckmäßigkeit, da kann die Moral schonmal auf der Strecke bleiben. Aber das ist ein Problem für die Zukunft.

28.03.2022
2023-10-27T10:19:34.7200Z
2 Min

Im Kampf gegen die hohen Diesel- und Benzinpreise hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) einen staatlichen Tankzuschuss vorgeschlagen. Alle Autofahrer sollen damit direkt an der Zapfsäule entlastet werden, so seine Idee. Für einen Rabatt von 40 Cent pro Liter müsste der Staat zwei Milliarden Euro im Monat berappen, rechnete er vor. Aber woher soll das Geld kommen?

Etwa vom selben magischen Ort, an dem ihm zufolge der Bundeswehrsondervermögensschatz von mehr als 100 Milliarden Euro ruht? Nun, dieses Geld sei "nicht da", räumte der Finanzminister in "Bild Live" ein, präsentierte aber sogleich einen genialen Plan: "Wir leihen es uns aus der Zukunft." Das ist so einfach wie cool. Wer braucht schon Ergänzungshaushalte und Schulden, wenn er die Zukunft hat?

Daran hat vielleicht auch der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck gedacht, als er vergangene Woche mit den Scheichs in Katar eine "Energiepartnerschaft" klar machte. Mag unsere Abhängigkeit von Energie aus Putins bösem Russland heute unangemessen hoch sein, in der Zukunft wird frisches Flüssiggas aus den Wüsten der arabischen Halbinsel zu uns strömen und unsere Häuser und Herzen wärmen.

Wer da kleinlich anmerkt, dass die Kataris auch keine ganz lupenreinen Demokraten seien, sondern Islamistenfreunde, die Tausende Wanderarbeiter auf den Baustellen für die Fußball-WM auf dem Gewissen haben und Homosexualität per Gesetz verbieten, der möge an den nächsten, bitterkalten Winter in Deutschland denken. Wer will schon auf dem Sofa frieren, während unsere Fußball-Elf in den auf 22 Grad heruntergekühlten Stadien in Katar um den Sieg kickt? Dann lieber Heizen mit Autokratenrabatt. Und keine Sorge: Abgerechnet wird in der Zukunft.