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Gleichstellung in der Digitalbranche : Immer noch allein unter Männern in der Digitalwirtschaft

Regierungsbericht zeigt Veränderungsbedarf in der Digitalwirtschaft. Frauen sind in der Branche noch immer die Ausnahme.

11.04.2022
2024-01-14T15:06:36.3600Z
3 Min

Immer noch ziemlich allein unter Männern - so müssen sich Frauen in der deutschen IT- und Digitalwirtschaft fühlen: Nur 16 Prozent der Beschäftigten sind weiblich. Der Anteil der Informatik-Studentinnen liegt seit Jahren konstant bei etwa einem Viertel - trotz zahlreicher Initiativen, die das ändern sollen.

Laut einer aktuellen Studie des Branchenverbands Bitkom hat mehr als jedes zehnte der über 500 befragten Unternehmen keine einzige Frau in der Belegschaft. Sogar knapp die Hälfte geben an, keine Frau in einer Führungsposition zu haben.

Frauen sollen künftig stärker von den Chancen profitieren

Zahlen, die die zentrale Forderung des dritten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung untermauern, den der Bundestag am vergangenen Donnerstag debattiert hat. Frauen in Deutschland sollten künftig stärker von den Chancen profitieren können, die sich aus der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ergeben, so die Sachverständigenkommission, die bereits im vergangenen Jahr im Auftrag der Bundesregierung ihr Gutachten vorgelegt hatte.

Eine Forderung, der sich alle Rednerinnen anschließen konnten. Nur Thomas Ehrhorn (AfD) sah keinen Handlungsbedarf: Der Bericht wiederhole nur das "Märchen von der diskriminierten Frau". Unions-Fraktionsvize Nadine Schön (CDU) jedoch sah in der mangelnden Gleichstellung "ein gewaltiges Problem" auch für die Wirtschaft: Diversität sei ein in Zeiten des Fachkräftemangels nicht zu vernachlässigender Erfolgsfaktor.

Investoren erkennen das Potenzial von Gründerinnen nicht

Investoren würden das Potenzial von Gründerinnen nicht erkennen, monierte Nicole Bauer (FDP), selbst Wirtschaftsingenieurin. Die Koalition werde nachhelfen - mit besserem Zugang zu Wagniskapital und "Business Angels". Betriebe rief sie zum "Abschied von der Präsenzkultur" auf. Frauen bräuchten "mobile Arbeitsmöglichkeiten".

Nicht nur Chancen, sondern auch Risiken sah darin Denise Loop (Grüne): Die Arbeit im Homeoffice erleichtere es zwar, Sorge- und Erwerbsarbeit miteinander zu vereinbaren. Doch sei es auch von Nachteil, wenn Frauen - wie in der Corona-Pandemie - ihre reguläre Arbeitszeit zugunsten unbezahlter Arbeit reduzierten.

Algorithmen auf Geschlechtergerechtigkeit hin überprüfen

Josephine Ortleb (SPD) forderte, im Kampf gegen diskriminierende Computer-Algorithmen Unternehmen zu verpflichten, ihre Algorithmen auf Geschlechtergerechtigkeit zu überprüfen. Digitale Gewalt gegen Frauen thematisierte Heidi Reichinnek (Linke): Ob Überwachungs-Apps oder Online-Stalking - es brauche flächendeckende Beratungsangebote und mehr Fachkompetenz bei Polizei und Justiz. "Die To-Do-Liste ist lang", so die Abgeordnete in Richtung der Regierung.


„Die To-Do-Liste ist lang.“
Heidi Reichinnek (Linke) über digitale Gewalt gegen Frauen

In deren Namen hatte Ekin Deligöz (Grüne), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, eingangs bereits versprochen, nicht nachzulassen im Bemühen um Chancengerechtigkeit. Es gelte nun, die "Weichen" zu stellen, damit die Digitalisierung nicht wie ein "ICE an Frauen vorbei rausche".