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Vor 20 Jahren... : Minister Scharping stolpert über Honorar-Affäre

Vor zwanzig Jahren hat Bundeskanzler Gerhard Schröder Verteidigungsminister Rudolf Scharping aus seinem Amt entlassen - nur neun Wochen vor der Bundestagswahl.

11.07.2022
2024-02-27T12:07:58.3600Z
1 Min
Foto: picture-alliance / dpa | Wolfgang Kumm

Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (rechts) gratuliert seinem Amtsnachfolger Peter Struck zu dessen Ernennung. Bundeskanzler Gerhard Schröder (links) hatte Scharping am 18. Juli 2002 entlassen.

Schon seit Monaten stand Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) in der Kritik. Umstrittene Flüge mit der Flugbereitschaft, Fotos im Pool mit seiner neuen Lebensgefährtin auf Mallorca, offenbar unabgesprochene Äußerungen über die deutsche Rolle im Anti-Terror-Kampf. Doch zu seiner Abberufung als Minister führten Honorarzahlungen einer PR-Agentur. Am 18. Juli 2002 entließ Gerhard Schröder (SPD) Scharping, nur neun Wochen vor der Bundestagswahl - so kurz vor einer Wahl, hatte noch nie ein Minister das Feld räumen müssen.

"Die notwendige Basis für eine gute Zusammenarbeit in der Bundesregierung ist nicht mehr gegeben", erklärte der Kanzler. Verschiedene Medien hatten berichtet, dass Scharping 140.000 D-Mark von der Hunzinger Information AG angenommen habe, davon 60.000 D-Mark nach Amtsantritt als Verteidigungsminister.

Unterstützer Scharpings bezeichnen ihn als "Bauernopfer"

Dem PR-Unternehmer Moritz Hunzinger, CDU-Mitglied, habe er sogar die Vollmacht über ein Wertpapier- und Kontokorrentkonto erteilt. Scharping selbst betätigte Zahlung und Annahme der Honorare, betonte jedoch, er habe die Honoraransprüche bereits vor seiner Zeit als Minister erworben und die Einkünfte "ordentlich dem Finanzamt erklärt und versteuert".

Weiter sagte er, er sehe Anzeichen für eine "gezielte Kampagne". Unterstützer meinten, Scharping sei ein Bauernopfer, seine Gegner - auch innerhalb der SPD - bezeichneten den Schritt als längst überfällig. Letztlich war die Hunzinger-Affäre wohl nur der letzte Auslöser, der Schröder zum Handeln zwang: Vor allem in der Militärführung hatte der Verteidigungsminister aufgrund der vielen Schlagzeilen an Ansehen eingebüßt.