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Vor 35 Jahren... : Verstrahlte Pilze

Auch ein Jahr nach dem Super-GAU in Tschernobyl sind die Auswirkungen spürbar: Am 23. August 1987 warnt das Umweltministerium vor Strahlenwerten in Pilzen und Wild.

22.08.2022
2024-02-27T14:18:09.3600Z
1 Min

Eine Gefährdung der deutschen Bevölkerung sei "absolut auszuschließen", erklärte Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann (CSU) zwei Tage nach dem Super-GAU von Tschernobyl. Am 26. April 1986 war in dem Atomkraftwerk ein Reaktor explodiert, radioaktives Material wurde mehr als einen Kilometer hoch in die Atmosphäre geschleudert. Eine radioaktive Wolke zog über Europa - mit weitreichenden Folgen. Mehr als ein Jahr später warnte das Bundesumweltministerium am 23. August 1987, dass bei Pilzen, Süßwasserfischen sowie in Reh- und Hirschfleisch noch erhöhte Strahlenwerte auftreten können. Von übermäßigem Genuss werde abgeraten, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums.

Foto: picture-alliance / dpa | Vetter

Auch hierzulande mussten Bauern nach dem Super-GAU ihre Ernte vernichten.

Vor allem vor dem Maronenröhrling wurde gewarnt: Bei dem freiwachsenden Speisepilz seien in Süddeutschland vereinzelt bis zu 7.000 Becquerel Gesamtcäsium pro Kilogramm ermittelt worden, hieß es. Der EG-Grenzwert lag bei 600 Becquerel. Keine Bedenken bestanden laut Ministerium dagegen bei Lebensmitteln aus dem Handel, da die Waren der Lebensmittelüberwachung unterlägen. Der Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Georg Gallus (FDP), forderte, Wildfleisch aus stark verstrahlten Regionen zu vernichten. Nur so könne der Markt in Ordnung gebracht werden. "Die Leute essen im ganzen Land kein Wild", so Gallus.

Auch Jahrzehnte später sind die Folgen messbar. In fast allen Wildpilzen ließen sich noch radioaktive Spuren nachweisen, teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Ende 2021 mit. Der Grenzwert von 600 Becquerel sei jedoch nicht mehr überschritten worden.