Sie mögen anfangs klein sein - doch ihre Bedeutung dürfe nicht unterschätzt werden, heißt es regelmäßig. Unternehmensgründungen und gerade Start-ups seien ein wichtiger "Wachstums- und Innovationsmotor", schafften überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze und hätten das Potenzial, sich zum "Kraftwerk der deutschen Wirtschaft" zu entwickeln, bescheinigte etwa eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey im vergangenen Jahr der heimischen Gründerlandschaft.
Allerdings, so heißt es ebenso oft mahnend (siehe auch Interview oben), brauche es mehr Förderung und die richtigen politischen Weichenstellungen, um das Potenzial zu heben. Die Start-up-Szene müsse weiter wachsen. Noch immer gebe es nicht genügend Gründerinnen und Gründer in Deutschland.
Immerhin - diesbezüglich ging es zuletzt aufwärts, trotz Pandemie: Die Zahl der Neugründungen erholte sich laut KfW-Gründungsmonitor 2022 nach dem Corona-Knick schnell und erreichte 2021 mit 607.000 Existenzgründungen wieder das Vorkrisen-Niveau. 13 Prozent mehr Menschen machten sich selbständig als 2020. Vor allem aber die Zahl der Start-ups stieg laut einer Auswertung der Analysefirma Startupdetector 2021 auf 3.348. Ein Zuwachs von elf Prozent. Die Zahl der Unternehmen, die externe Investoren wie Risikokapitalgeber gewinnen konnten, erhöhte sich um 27 Prozent auf 2.087. Positiv entwickelt sich auch die Zahl der von Start-ups geschaffenen Arbeitsplätze: Laut dem Deutschen Start-up-Monitor (DSM) 2021 erreichte sie mit durchschnittlich 17,6 Beschäftigten einen Spitzenwert.
Rückgang Doch der Aufwärtstrend ist vorerst gebrochen: Erstmals seit 2019 haben im ersten Halbjahr 2022 weniger Menschen ein Start-up neu gegründet als im vorherigen Halbjahr. Das belegt eine Mitte August veröffentlichte Untersuchung des Bundesverbands Deutsche Start-ups in Zusammenarbeit mit Startupdetector. Danach registrierten die deutschen Handelsregister von Januar bis Juni 1.508 Neugründungen. Im zweiten Halbjahr 2021 waren es 1.618 Neugründungen gewesen. Ein Rückgang von sieben Prozent. Grund dafür seien vor allem die aktuellen globalen Krisen, heißt es im Report.
Hotspots Gründerhauptstadt ist laut der Auswertung wie in den Jahren zuvor Berlin, wo im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 313 Start-ups gegründet wurden, dicht gefolgt von München mit 122 Gründungen. Weitere Gründerhochburgen sind Hamburg mit 79, Köln mit 48 und Frankfurt am Main mit 39 Start-up-Neugründungen.
Neben diesen Hotspots spielen vor allem Universitätsstädte wie Freiburg, Düsseldorf und Aachen für das Gründungsgeschehen in Deutschland eine wichtige Rolle. Mit Heidelberg, Stuttgart und Karlsruhe befinden sich außerdem noch drei weitere Städte in Baden-Württemberg unter den Top 10 der Gründerzentren.
Damit kommt das "Ländle" insgesamt auf Platz sechs in der Länderwertung. Unter den ersten zehn ist mit Brandenburg nur ein einziges ostdeutsches Bundesland vertreten.
Boombranchen Die meisten Start-ups wurden dem Monitoringbericht in diesem Jahr im Bereich Medizin gegründet: 195 neue Unternehmen bundesweit ließen sich im Handelsregister eingetragen. Am zweit- und dritthäufigsten enstanden Start-ups in den Bereichen Software (188 Gründungen) und Lebensmittel (134 Gründungen).
Höherer Frauenanteil Gegründet werden Start-ups hauptsächlich von Männern. Allerdings ist der Anteil der Gründerinnen zuletzt gestiegen: So erhöhte er sich laut DSM von 15,9 in 2020 auf 17,7 Prozent in 2021. Im gleichen Jahr hatten Startupdetector zufolge erstmals seit mindestens drei Jahren 20 Prozent der Start-ups Frauen in ihrer Geschäftsführung.
Unterschiede gibt es auch hinsichtlich der Branchen, in denen Frauen gründen: Laut dem 2020 erschienenen "Female Founders Monitor" sind Gründerinnen stärker durch übergeordnete Ziele motiviert. Startupdetector verzeichnete so 2021 einen relativ hohen Anteil von Unternehmerinnen in den Bereichen Umwelttechnologie, Bildung und Medizin.
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