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CO2-Emissionen : Im tiefen Untergrund

Der Weltklimarat ist dafür, in Deutschland ist man skeptisch: Das Parlament diskutiert über das Instrument der Kohlendioxid-Speicherung.

02.05.2023
2023-12-29T10:25:48.3600Z
2 Min

Der Weltklimarat empfiehlt sie als ein zentrales Element des Klimaschutzes, Nachbarstaaten wie Dänemark nutzen sie, in Deutschland aber herrscht Zurückhaltung. Die Rede ist von der CO2-Speicherung im Untergrund (CCS) und der Abscheidung, dem Transport und der anschließenden Nutzung von CO2 (CCU).
Ein Evaluierungsbericht der Bundesregierung zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz, den der Bundestag am vergangenen Donnerstag erstmals beriet, kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass der aktuelle Rechtsrahmen der Anwendung von CCS und CCU in der Praxis entgegenstehe.


„Schaffen Sie die rechtlichen Voraussetzungen dafür, dass es möglich wird, in Deutschland eine echte CO2-Kreislaufwirtschaft zu etablieren.“
Thomas Gebhart (CDU)

In der Plenardebatte plädierte Thomas Gebhart (CDU) dafür, dass auch in Deutschland ermöglicht werde "dass wir dort, wo CO2 anfällt, das CO2 entnehmen". Er appellierte an die Bundesregierung; "Schaffen Sie die rechtlichen Voraussetzungen dafür, dass es möglich wird, in Deutschland eine echte CO2-Kreislaufwirtschaft zu etablieren".

"CCS ist kein Ersatz für Klimaschutz", hielt Lisa Badum von den Grünen ihm entgegen. Leider müsse sie in der aktuellen Diskussion feststellen, "dass einige noch nicht verstanden haben, was Dänemark verstanden hat: dass wir uns zuerst um die Klimawende kümmern müssen."

SPD: Wichtiger und günstiger als CCS ist die CO2-Vermeidung

Robin Mesarosch (SPD) nahm diesen Gedanken auf und führte aus: Der Evaluationsbericht der Regierung beziehe sich auf fünf Studien, die untersuchten, wie bis 2045 Klimaneutralität erreicht werden könne. "Diese fünf Studien sagen alle: Dafür brauchen wir CCS." Alle fünf Studien sagten aber auch: "Wir müssen unbedingt zuallererst CO2 vermeiden, und wir müssen unbedingt effizienter werden" - das habe Vorrang, denn der Weltklimarat sage auch: CCS sei "das teuerste Instrument und das mit dem geringsten Potenzial".

FDP: CCS keine Frage mehr, ob - sondern wie

Karsten Hilse (AfD) rechnete dem Plenum vor, dass selbst wenn Deutschland von heute auf morgen kein Gramm CO2 mehr ausstieße, dies die vermutete Erwärmung rein rechnerisch um nur 0,00056 Grad Celsius verringern würde.

Die entscheidende Frage sei nicht mehr, "ob, sondern wie wir die Nutzung dieser Technologie ausgestalten", sagte FDP-Vertreter Olaf in der Beek. "Wenn wir keine Lösung für unvermeidbare Restemissionen finden, gelangen diese in die Atmosphäre."

Linke hält CCS für "Schwachsinn"

Als Techniker, entgegnete Ralph Lenkert (Linke), stelle er fest, dass CCS "Schwachsinn" sei: Denn: Eine Tonne CO2 aus der Luft zu filtern, koste 600 Euro. Benötigt würden 4.700 Liter Wasser und bis zu 2.400 Kilowattstunden Strom. "2.400 Kilowattstunden Strom verursachen beim derzeitigen deutschen Strom-Mix aber gleich wieder eine Tonne CO2", so Lenkert. Nach 30-minütiger Debatte wurde die Vorlage zur weiteren Beratung in den federführenden Ausschuss für Klimaschutz und Energie überwiesen.