Piwik Webtracking Image

Foto: picture alliance/imageBROKER|Terry Whittaker/FLPA
Verkauf von Wildlife-Produkten als Trophäen, Delikatessen oder zum medizinischen Gebrauch in Asien.

Milliardengeschäft Wildtierhandel : Begehrte Trophäen und Delikatessen

Schuppen, Hörner, Geweihe, Häute oder Stoßzähne: Das lukrative Geschäft mit seltenen Arten boomt international. Besonders häufig gehandelt werden Schuppentiere.

02.01.2023
2024-03-04T12:04:49.3600Z
3 Min

Der illegale Handel mit Wildtieren wird wegen der hohen Umsätze und Gewinne mit dem Waffen- und Drogenhandel verglichen. Trotz aller Bemühungen, Tiere und die Artenvielfalt zu schützen, boomt das Geschäft mit exotischen Tieren. Das Bundesumweltministerium zitiert eine Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und von Interpol, wonach der Gegenwert gehandelter Arten jährlich auf weltweit sieben bis 23 Milliarden US-Dollar geschätzt wird.

Umweltministerium: Artenhandel entlang der gesamten illegalen Handelskette bekämpfen

Das Ministerium setzt im Kampf gegen Wilderei auf internationale Kooperationen. Deutschland engagiere sich seit 2015 auf UN-Ebene für ein multilaterales Vorgehen. Der Artenhandel müsse entlang der gesamten illegalen Handelskette in den Ursprungs-, Transit- und Konsumländern bekämpft werden, schreibt das Ministerium in einem Hintergrundbeitrag zu dem Thema, verweist aber zugleich auf die Schwierigkeiten: "Der transnationale Wildtierhandel wird von kriminellen Syndikaten kontrolliert, bei deren Bekämpfung nationale Behörden häufig buchstäblich an ihre Grenzen stoßen."

Der Zoll verweist auf die rechtlichen Bestimmungen und damit auf das Washingtoner Artenschutzabkommen (WA) von 1973, das international auch als CITES-Abkommen (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) bezeichnet wird. Rund 5.600 Tierarten sowie 30.000 Pflanzenarten stehen derzeit unter dem Schutz des Abkommens, dem 182 Staaten beigetreten sind. Die Zollverwaltung überwache die Ein- und Ausfuhr geschützter Tiere und Pflanzen sowohl bei gewerblichen Sendungen wie auch im Reiseverkehr. Werden geschützte Tiere oder Pflanzen illegal ein- oder ausgeführt, können sie vom Zoll beschlagnahmt werden. Naturschutz- und Tierschutzverbände sind unzufrieden und fordern ein härteres Vorgehen gegen den Wildtierhandel. Nach Angaben des WWF sind mindestens 7.000 Wildarten weltweit von Wilderei und illegalem Handel betroffen. Die Organisation fordert, Gesetzeslücken zu schließen. Der Deutsche Tierschutzbund beklagt die zunehmende Raffinesse, mit der Tierschmuggler vorgehen. Die Verstecke würden immer professioneller. Tierschmuggel sei ein gigantisches und mafiöses Geschäft. Illegal eingeführte Wildtiere, die später ausgesetzt werden, seien zudem eine Bedrohung für die hiesige Tier- und Pflanzenwelt.

Schuppentiere am häufigsten illegal gehandelte Säugetiere

Nach Angaben des Wildtierforensikers Stefan Prost sind insbesondere Schuppentiere vom Aussterben bedroht und repräsentieren zugleich die am häufigsten illegal gehandelten Säugetiere. Ihr Fleisch werde in Asien als Delikatesse angesehen, den Schuppen würden medizinische Heilkräfte zugesprochen. Auf Wildtiermärkten in Asien und anderswo würden Tierarten, die in der Natur nicht gemeinsam vorkämen, auf engstem Raum gehalten. Das könne zoonotische Infektionen auslösen.


„Millionen Wildtiere sterben jährlich für Mode, Delikatessen und Lifestyle, was die verwöhnte Kundschaft in den reichen Ländern vermutlich nicht einmal weiß.“

Nach Angaben der Organisation Pro Wildlife ist das Internet der bedeutendste Vertriebsweg. Selbst stark bedrohte Arten könnten ungehindert in die EU importiert und gehandelt werden. Laut einer Studie der Organisation werden auf dem hiesigen Heimtiermarkt vor allem Reptilien angeboten. Tierschutzorganisationen fordern von der EU ein Verbot für die Einfuhr, den Verkauf, den Kauf und den Besitz von Wildtieren, die im Herkunftsland illegal gefangen wurden.

Enorme Summen für Hörner, Stoßzähne und Co.

Der illegale Handel mit Wildtieren betrifft nicht nur Arten, die als Delikatesse gelten, und Lebendtiere, die weltweit verschickt und artfremd gehalten werden, sondern auch begehrte Wildtierprodukte wie Schuppen, Hörner, Geweihe, Häute oder Stoßzähne, für die teils enorme Summen bezahlt werden, weil ihnen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugesprochen wird, sie als Statussymbole geschätzt oder zu Luxusprodukten verarbeitet werden.

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums werden in Afrika jedes Jahr geschätzt 17.000 Elefanten und 1.000 Nashörner gewildert. Ursache sei die große Nachfrage nach Wildtierprodukten in Asien. Die EU hat deswegen im Januar 2022 den kommerziellen Handel mit Elfenbein verschärft. Auf der Cites-Weltartenschutzkonferenz wurde laut Pro Wildlife außerdem unlängst für mehr als 470 Tier- und Pflanzenarten der Handel eingeschränkt oder verboten. Von einer effektiven Kontrolle des illegalen Wildtierhandels kann nach Ansicht der Tierschützer aber nicht die Rede sein. Pro Wilflife merkt lakonisch an. "Millionen Wildtiere sterben jährlich für Mode, Delikatessen und Lifestyle, was die verwöhnte Kundschaft in den reichen Ländern vermutlich nicht einmal weiß."