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Aktionsprogramm : Viele Strategien für Klima-, Natur- und Umweltschutz

Die Bundesregierung will das Ökosystem gegen den Klimawandel in Stellung bringen - zentral dafür ist die Umsetzung der Nationalen Moorschutzstrategie.

02.01.2023
2024-03-11T09:07:14.3600Z
4 Min
Foto: picture alliance/dpa/Soeren Stache

Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, stellt im Rahmen einer Exkursion das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz vor.

Wenn es nach Umweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) geht, dann wird sich das Kabinett gleich zu Beginn des Jahres mit einem der Prestigeprojektes ihres Hauses befassen: dem "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz". Im vergangenen Jahr hatte die Ministerin im März erste Eckpunkte vorgestellt, Ende August folgte dann ein erster Entwurf und ein Konsultationsprozess. Geld steht schon bereit: Mit dem Haushalt 2022 stellte die Ampel-Koalition insgesamt vier Milliarden Euro bis 2026 für Maßnahmen zum natürlichen Klimaschutz zur Verfügung. Die Idee hinter dem Vorhaben ist simpel: Man nutzt die Natur, um Klimagase zu binden. Renaturierung ist das Stichwort dazu und passt auch gut zum Natur- und Umweltschutz, wie Lemke in der vergangenen Monaten immer wieder betonte. "Ohne den Schutz der Natur ist Klimaschutz nicht möglich und ohne Klimaschutz können wir die Natur nicht bewahren", sagte die Ministerin etwa im Vorfeld der Klimakonferenz in Ägypten.

Ziel: Stärkung der Ökosysteme

Laut Entwurf des Aktionsprogramms geht es vor allem um die Stärkung von Wäldern und Auen, Böden und Mooren, Meeren und Gewässern sowie naturnahen Grünflächen in der Stadt und auf dem Land. Diese Ökosysteme können, wenn sie intakt sind, nicht nur CO2 aus der Atmosphäre speichern, sondern auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen bieten. Dafür gibt es aber diverse Herausforderungen zu bewältigen. So setzt die Zersiedelung den Ökosystemen zu, landwirtschaftliche Nutzung ebenfalls - und auch die zunehmend höheren Temperaturen, eine Folge des Klimawandels, bedeuten Stress für die Naturräume.

Um dem zu begegnen, sieht der Entwurf des Aktionsprogrammes insgesamt 64 Maßnahmen in zehn Handlungsfeldern vor. So soll aus dem Programm etwa die Renaturierung und Wiederanbindung von Flussauen unterstützt werden. Ein naturnaher Wasserhaushalt, so die Idee dahinter, schütze nicht nur vor Dürren und Überschwemmungen, sondern diene auch dem Hochwasserschutz. Mit Blick auf die Städte setzt das Programm auf naturnahe Grünflächen als Kalt- und Frischluftschneisen - und Lebens- und Rückzugsräume für viele Tierarten. Zudem sollen aus dem Programm die Pflanzung von 150.000 zusätzlichen Stadtbäumen unterstützt werden. Auch die Stärkung naturnaher Wälder ist geplant.

Moore als Klimaschützer

Ein wesentliches Ziel des Aktionsprogramms ist die Umsetzung der Nationalen Moorschutzstrategie, die das Kabinett Anfang November auf den Weg brachte. Per se sind Moore als CO2-Speicher ideale Klimaschützer und dazu auch Lebensräume für Flora und Fauna. Wenn sie denn intakt wären, doch das ist bei weniger als zehn Prozent der Moore in Deutschland der Fall. Mehr als 90 Prozent der Moorflächen sind über die Jahrzehnte entwässert worden - um für Land- und Forstwirtschaft nutzbar gemacht zu werden oder um Straßen und Siedlungen zu bauen. Diese entwässerten Moore setzen kräftig CO2 frei. Jährlich sind es nach Angaben der Bundesregierung 53 Millionen Tonnen, das sind 7,5 Prozent der Treibhausgasemissionen des Landes. Mit der Strategie will man den Ausstoß bis 2030 immerhin um fünf Millionen Tonnen senken. Noch bestehende naturnahe Moore sollen erhalten beziehungsweise wiederhergestellt werden. Zu Forschungszwecken sind vier Pilotvorhaben in großen Moorregionen in Deutschland auf den Weg gebracht worden.


„Für die Höfe muss es sich lohnen, klimafreundlich zu arbeiten. Viele Bauernfamilien wirtschaften seit Generationen auf Moorstandorten.“
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Landwirtschaftsminister

Wiedervernässung von Mooren: Anreize für Land- und Forstwirte

Einfach wird das allerdings nicht, denn es gibt erhebliche Nutzungskonflikte. Land- und Forstwirten sollen darum Anreize gesetzt werden, um Moorflächen wieder zu vernässen. Auch die Umstellung auf nachhaltigere Bewirtschaftungsformen soll unterstützt werden. Es gelte, alle an Bord zu holen, sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bei der Vorstellung der Strategie. "Für die Höfe muss es sich lohnen, klimafreundlich zu arbeiten. Viele Bauernfamilien wirtschaften seit Generationen auf Moorstandorten", so der Minister.

Auch die verbliebene Torfwirtschaft und die Torfnutzer müssen überzeugt werden. Für Hobbygärtnerinnen und -gärtner, aber insbesondere die gewerbliche Pflanzenindustrie ist der aus Mooren gewonnene Torf ein wichtiger Rohstoff. Ein Umstieg auf Substrate ist schon länger geplant. Freizeitgärtner sollen bis 2026 vollständig darauf verzichten, der Erwerbsgartenbau bis 2030 weitestgehend. Zur Flankierung hat das Landwirtschaftsministerium im Juli vergangenen Jahrs eine Torfminderungsstrategie vorgestellt.