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Kurz rezensiert : Christopher Blattman: Warum wir Kriege führen

Der Politikwissenschaftler Christopher Blattman analysiert die Dynamik von Kriegen und macht Vorschläge zur Lösung von Krisen und Konflikten.

15.05.2023
2024-01-09T14:54:27.3600Z
3 Min

Fünf Gründe führt der Wirtschafts- und Politikwissenschaftler Christopher Blattman von der Universität Chicago an, um die Frage seines Buches "Warum wir Kriege führen" zu beantworten. Zu ihnen gehören autoritäre Herrscher, die weder vor hohen Opfern noch immensen Sachkosten zurückschrecken und keiner Kontrolle unterliegen. Als zweiten Grund nennt er "immaterielle Anreize": Die Anwendung von Gewalt werde als einziger Weg angesehen, um "gerechte Ziele", wie die Ehre Gottes, Freiheit oder Rache, durchzusetzen. Auch "Ungewissheit" über die Absichten des Feindes könnten zum Krieg führen, der Angriff somit "manchmal die beste Strategie" sein, selbst wenn das Kämpfen Nachteile mit sich bringt. Auch das sogenannte "Selbstbindungsproblem" könne zum Krieg führen: Eine Partei schlägt präventiv zu, solange sie glaubt, stark genug zu sein. Und schließlich seien "Wahrnehmungsfehler", die eine Kompromissfindung verhindern, der fünfte Grund, um einen Krieg zu beginnen: Hier wird unterstellt, dass die andere Partei "genauso denkt wie wir".

In der Regel gibt es einen Kompromiss

In seinem interessanten Buch nimmt Blattman seine Leser mit zu seinen Feldforschungen in Afrika und Lateinamerika, zu ehemaligen Gangmitgliedern in Chicago oder zu Bandenkriegen in Medellín. Dort habe sich gezeigt, dass Kriminelle ebenso wie Staatsoberhäupter eher geneigt seien, sich auf Kompromisse einzulassen, anstatt sich gegenseitig zu vernichten. Daraus leitet Blattman hoffnungsvolle, wenn auch nicht immer überzeugende Schlüsse ab. "Der Kompromiss ist die Regel", meint er. "Auch ganze Länder beschwichtigen lieber, als Krieg zu führen". Dieser Annahme steht entgegen, dass es selbst nach dem Zweiten Weltkrieg zu zahlreichen blutigen Kriegen kam. Auch die Aggression Russlands gegen die Ukraine widerlegt eine der wichtigsten Thesen des Autors, wonach "selbst die erbittertsten Rivalen im Zweifel für den Frieden sind".

Christopher Blattman:
Warum wir Kriege führen.
Und wie wir sie beenden können.
Ch. Links Verlag,
Berlin 2023;
536 Seiten, 26,00 €