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Parlamentarisches Profil : Der Winzer: Jan Metzler

50 Prozent der Wirtschaft sind Psychologie, sagt der Abgeordnete Jan Metzler. Er muss es wissen, denn seit zehn Jahren ist er für die Union im Wirtschaftsausschuss.

30.01.2023
2024-03-13T14:29:59.3600Z
4 Min

Die Sorgenfalten sind weniger geworden, das steht fest. Noch im vergangenen November hatte Jan Metzler auf seiner Website verbreitet, er blicke mit großen Sorgenfalten in die Zukunft - und meinte die Wirtschaft. Der aktuelle Jahreswirtschaftsbericht sorgt für eine gewisse Glättung, "diese Deutlichkeit hat mich angesichts der vorherigen Prognosen überrascht", sagt der CDU-Abgeordnete aus dem Wahlkreis Worms, aber es wird ihn gefreut haben: Statt einer erwarteten Rezession wird die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums leicht zulegen. "Aber ein bisschen Skepsis bleibt."

Ausbildung auf dem elterlichen Weingut in Rheinhessen

Jan Metzler (CDU) ist ausgebildeter Winzer und sitzt im Bundestag im Wirtschaftsausschuss.   Foto: Jan Metzler/Tobias Koch

Nun ließe sich rasch einwenden: Metzler ist in der Opposition, da gehört es dazu, alles mit der Regierung Verbundene kritisch zu begleiten; eben auch die Wirtschaftslage und -politik. Aber Metzler, 41, ist kein Freund verbaler Grobschlächtigkeit. "Einige Punkte der Ampel haben wir auch mitgetragen", meint er. "Und 50 Prozent der Wirtschaft sind Psychologie, da ist es gut, dass man so in die Betrachtung reingeht", sagt er mit Blick auf Bremse, Wumms und Doppelwumms, wie der Kanzler sagen würde. Dennoch sieht er noch unerledigte Hausaufgaben: "Energiepreise und Inflation sind nach wie vor hoch, der Fachkräftemangel verschärft sich und die Bürokratie wird nicht weniger." Gerade wenn teureres Flüssiggas nun maßgebliches Element bei der Strompreisentwicklung werde, würde dies wegen der höheren Kosten die Gesellschaft insgesamt, aber gerade auch die stromintensive Industrie betreffen. "Klar brauchen wir deshalb massiv mehr erneuerbare Energien", sagt er am Telefon, "das funktioniert aber nur mit wesentlich kürzen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Sechs Jahre und länger pro Windrad sind zu lang."

Als Metzler 2013 in den Bundestag einzog, kam er in den Wirtschaftsausschuss, und dort sitzt er auch heute. Sozusagen von der Pieke auf gelernt hat er das Metier, und zwar auf dem elterlichen Weingut in Rheinhessen. Nach der Ausbildung zum Winzer holte er die Fachhochschulreife nach. Es folgte von 2003 bis 2004 ein Fernlehrgang in der Fachrichtung Eventmanagement. An der Fachhochschule Worms belegte er bis 2008 den Studiengang "Handelsmanagement - Diplombetriebswirt" und danach den Studiengang "International Management", den mit dem Master abschloss. "Ich habe das deutsche Bildungssystem als eines erfahren", sagt er, "welches das Versprechen in sich trug: Kein Abschluss ohne Anschluss". Dass nicht genügend Chancen geboten würden, sehe er nicht. "Ich hatte eine Hauptschulempfehlung und kämpfte mich bis zum Studienabschluss durch." Es klingt ein wenig amerikanisch, und er sagt es tatsächlich: "Wenn man sich anstrengt, ist alles möglich."

Als erster in der Familie in der Politik aktiv

Die Bildung jedenfalls lockte ihm vom Hof weg. Eigentlich sei das Elternhaus kaum politisch engagiert gewesen, zwar mit einer großen Affinität für die CDU, "aber ich war der erste Aktive in der Familie". Warum? "Zum einen gab es Freunde, die bereits in der Jungen Union aktiv waren." Und dann habe er gesehen, wie die Partei eine große Bandbreite abgebildet habe, "als Volkspartei die gesamte Gesellschaft im Blick". Das gefiel ihm. "In der Innenpolitik bin ich bürgerlich-konservativ, in der Gesellschaftspolitik sehr liberal und im Wirtschaftlichen mit sozialen Adern - die soziale Marktwirtschaft ist das Beste, was wir haben."

Seit 2004 sitzt er im Kreistag. 2013 dann die Kandidatur in einem Bundestagswahlkreis, der vorher seit 1949 in Händen der SPD gewesen war. Metzler hatte eine Entscheidung gefällt. "Wenn man denkt, dass sich etwas ändern soll, muss man auch dafür einstehen, da wollte ich nicht am Spielfeldrand stehenbleiben." Metzler gewann - und so blieb es 2017 und 2021, wenn auch der Vorsprung zusammenschmolz. Und ein Berufsleben nach der Politik? "Ich könnte mich in den Weinbau zurückziehen", lacht er, "das sehe ich nicht starr". Betriebsleiter würden immer gesucht. "Oder ganz was Neues machen." Sorgenfalten kann man sich irgendwie nicht vorstellen.

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