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Parlamentarisches Profil : Der Strukturierte: Lukas Benner

Eine Doku über Wale politisierte Lukas Benner als Kind. Nun setzt sich der Grünen-Abgeordnete unter anderem für schnellere Genehmigungsverfahren ein.

13.02.2023
2024-03-04T10:11:01.3600Z
5 Min

Das Kind Lukas Benner interessierte sich für etwas, das es nicht hatte. In Aachen, welches nicht gerade große Flüsse passieren, war es das Meer. Den Kleinen faszinierten Wale und Delfine, und als er Teenager war und eine Doku über die Treibjagd auf Grindwale bei den Faröer-Inseln sah, wurde sein Leben politisch. Zehn Jahre später zog er in den Bundestag ein. Benner redet schnell und in kurzen Sätzen, lädt dadurch Zuhörer ein, auch etwas zu sagen. Also, wie war das damals mit den Walen? "Damals war ich schockiert, es war ein klassischer Auslöser", erinnert sich der Grünenpolitiker. "Heute sehe ich das natürlich etwas differenzierter und weiß etwa um die uralte Kultur dahinter - unterstützen tue ich es persönlich trotzdem nicht."

Foto: Abgeordnetenbüro Lukas Benner

Lukas Benner (Bündnis 90/Die Grünen) vertritt seit 2021 den Wahlkreis 088 (Aachen II) im Deutschen Bundestag.

Doch Benners Interesse für Meeresschutz war geweckt und sollte nicht enden. Der politische Alltag indes ist aktuell gefüllt mit Akten zu Gerichtsbarkeiten, Infrastrukturvorhaben und behördlichen Verfahren - alles recht entfernt von Walen. Heute sitzt der 26-Jährige im Rechtsausschuss und ist stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss. Zwischen diesen beiden Arenen pendelt er, wenn es um den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur "Beschleunigung von verwaltungsgerichtlichen Verfahren im Infrastrukturbereich" geht. "Der Gesetzentwurf der Bundesregierung setzt hinten an", so Benner, "und zwar, wenn gegen ein Projekt geklagt wird". Generell will er Tempo machen, wenn es um die Energiewende geht. Er sieht ein Personalproblem bei Behörden, in Planungsbüros und in Gerichten, setzt sich für die Vermeidung von Doppelprüfungen ein, für digitalisierte Verfahren - "wir brauchen Effizienz, da gibt es nicht die eine Antwort". Die VwGO-Novelle sei ein Stein im großen Mosaik der Planungsbeschleunigung. "Wir schaffen damit mehr Flexibilität für die Gerichte und sorgen für straffere Verfahren." Die Ampel-Koalition gehe damit auch teils neue Wege, etwa eine praxisnahe Unbeachtlichkeitsvorschrift im Eilrechtsschutz oder die Ermöglichung von Entscheidungen in kleinerer Besetzung an den Gerichten. "Für uns Grüne war jedoch besonders wichtig, dass die Beschleunigung nicht auf Kosten des Rechtsschutzes passieren soll", so Benner. Hier haben sich die Regierungsfraktionen auf bedeutende Verbesserungen des Gesetzentwurfes verständigen können. Der Grüne plädiert dafür, nun weitere Schritte zu gehen. "Bei der Planungsbeschleunigung gibt es noch viel zu tun. Wir müssen hier weiter effizient priorisieren und die Probleme bei Personal und Verfahrensstraffung angehen."


„Ich hatte nicht geplant, Bundestagsabgeordneter zu werden.“
Lukas Benner (Bündnis 90/Die Grünen)

Engagiert in der Kommunalpolitik

An seinem 18. Geburtstag unterschrieb Benner den Aufnahmeantrag bei den Grünen. Engagierte sich in der Kommunalpolitik, wie sein Opa. Es waren anfangs die kleinen Themen, die ihn antrieben: Die schlechte Busanbindung auf dem Land, langsames Internet, nicht zum Dorfcharakter passende Baupläne. Zur Rechtswissenschaft fand er, weil er mehr verstehen wollte, vom Recht des Umweltschutzes, vom Rechtsstaat an sich "als einem der höchsten Güter, die wir haben".

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Sein ursprünglicher Berufswunsch: Richter. Doch vorerst wartet auf ihn das zweite Examen, die Dissertation ruht, "weil ich dafür als Abgeordneter nicht den Kopf hätte". In den Bundestag, "dieses riesige Privileg", wollte er, um mitzuwirken; noch immer engagiert sich Benner in der Kommunalpolitik. War es das jetzt mit der Richterei? "Ich hatte nicht geplant, Bundestagsabgeordneter zu werden", sagt er. "Jetzt stehe ich hier in der Pflicht, alles Weitere kann ich jetzt nicht entscheiden."

Hier. Jetzt. Benner scheint einer zu sein, der Ordnung braucht. Der sich freut, einen Gesetzentwurf von der ersten bis zur letzten Seite zu durchpflügen, auf der Suche nach den kleinsten Details und einer Struktur, dem so genannten roten Faden. "Ich bin gerne gut vorbereitet." Er schätze die Fähigkeit, das große Ganze zu erklären, wie Robert Habeck, oder gesamtgesellschaftliche Probleme in einem Satz zusammenzufassen, wie Ricarda Lang es schaffe. Aber es braucht sie sehr, die Pflügenden und Ackernden.