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Afghanistan : Hunger am Hindukusch

Die Humanitäre Lage in Afghanistan ist weiterhin dramatisch. Fast 60 Prozent der Bevölkerung ist von Hilfe abhängig.

02.05.2022
2024-04-26T10:24:44.7200Z
2 Min

Tiefe humanitäre Krise, schwerste Menschenrechtsverbrechen: Die Bundesregierung zeigt sich erschüttert über die dramatische humanitäre Lage in Afghanistan. Über 24 Millionen Menschen und damit fast 60 Prozent der Bevölkerung seien von Hilfe abhängig und von Hunger bedroht, so ein Vertreter des Auswärtigen Amtes im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe in der vergangenen Woche.

Verantwortlich dafür seien eine starke Dürre und die Folgen der Corona-Pandemie, die das Land am Hindukusch mit Wucht getroffen habe. Die Machtübernahme durch die radikalislamischen Taliban verschärfe die Lage zusätzlich, sagte der Regierungsvertreter im Gespräch mit den Abgeordneten. Das Regime kämpfe mehr mit inneren Differenzen als gegen die tiefe Krise.

Wachsender Drogen- und Waffenhandel

Mit großer Sorge beobachte die Bundesregierung zudem das Erstarken dschihadistischer und terroristischer Gruppierungen. Not und Perspektivlosigkeit erleichterten ihnen die Rekrutierung neuer Anhänger. Die Folge: Die Zahl blutiger Anschläge auch durch den "Islamischen Staat" (IS) steige, die organisierte Kriminalität nehme zu, sagte der Regierungsvertreter.

Vor allem die Produktion und der Schmuggel von Opium, aber auch der Handel mit Waffen, Menschen oder menschlichen Organen wachse. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen habe sich der Migrationsdruck in Richtung Iran erhöht, so der Vertreter des Auswärtigen Amtes. Weil die meisten afghanischen Flüchtlinge die Grenze illegal überquerten, lasse sich die Zahl nur schwer beziffern. Seit August 2021 seien nach iranischen Angaben mehr als 800.000 Menschen ins Nachbarland geflohen, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (VN) gehe von 300.000 Personen aus. Um das Leid zu lindern, habe die Ampelkoalition im Rahmen des Aktionsplans Afghanistan 600 Millionen Euro für humanitäre Hilfe bereitgestellt. Bei einer Geberkonferenz Ende März seien von deutscher Seite weitere 200 Millionen Euro zugesagt worden. Insgesamt kamen bei der Konferenz 2,2 Milliarden Euro zusammen. Die VN hatten um rund vier Milliarden gebeten.