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Editorial : Eine Nachricht für die Enkel - und den Rest Europas

Für die Europawahl wirbt ein wunderbarer Kurzfilm des EU-Parlamentes. Seine Botschaft: Gebt Acht auf die Demokratie. Hört einander zu. Und geht wählen.

23.05.2024
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2 Min

"Erinnere dich immer daran, dass es Freiheit und Demokratie nicht immer gab" - in der aktuellen Wahlkampagne des Europaparlaments erzählt eine der Protagonistinnen ihrer Enkeltochter, wie sie Europa schon ganz anders erlebt hat. Für sie war das in der ehemaligen Tschechoslowakei bis zum November 1989, als tagelange Proteste die kommunistische Führung auch dort zum Rückzug zwangen. Der Weg zur Demokratie war frei, er führte sowohl Tschechien als auch die Slowakei bis zum EU-Beitritt vor fast genau 20 Jahren.

Wählen sollte eine Selbstverständlichkeit sein und ist es doch nicht

Der Kurzfilm ist in 33 Sprachen auf dem Youtube-Kanal des Europäischen Parlaments abrufbar und gehört ins Vorabendprogramm der TV-Sender. Der Clip trägt den Titel "Eine Nachricht für mein Enkelkind. Und für den Rest von Europa" und ist die richtige Werbung für die zweitgrößte demokratische Wahl der Welt, nach der Parlamentswahl in Indien.

Rund 373 Millionen Menschen können in der EU im Juni ihre Stimme abgeben, um ihr neues Parlament zu wählen. In Deutschland sind rund 65 Millionen Menschen wahlberechtigt. Erstmals bei einer bundesweiten Wahl dürfen auch Jugendliche wählen, denn der Bundestag hat das Wahlalter für Europawahlen auf 16 Jahre abgesenkt. Die Enkel hatten in Deutschland noch nie so viel Mitbestimmungsrecht.

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Während demokratische Mitsprache nun also früher möglich ist, ist das Werben für politische Positionen in diesem Europawahlkampf gefährlich geworden. Berichte über Beleidigungen, Bedrohungen und Angriffe gibt es beinahe täglich. Betroffen sind dabei auch viele ehrenamtliche Wahlkampfhelfer. Es gibt besorgte Empfehlungen, nicht mehr im Dunkeln zu plakatieren oder Wahlkampfmaterial zu verteilen. Wann aber sollen Ehrenamtliche dies neben Arbeit und Familie sonst tun?

Die wichtige Botschaft: Hört einander zu

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat recht mit seiner Warnung, die Demokratie sterbe von unten, wenn die vielen Engagierten in den Parteien sich dieses Engagement nicht mehr trauen. Die EU-Kampagne zur Wahl wirkt da fürchterlich vorausschauend. Im Kurzfilm mahnt die Zeitzeugin mit Blick auf Freiheit und Demokratie, "dass wir sie sehr leicht verlieren können". Das Wesen der Demokratie bringt im Film eine Überlebende des Zweiten Weltkrieges für ihren Enkel auf den Punkt: "Hört einander zu."